Wettkampfbericht IM Austria

Am Programm steht meine 7. LD. Zum 2. Mal nach 2015 in Klagenfurt. Damals, bei meinem Debut gemeinsam mit Christian Schlembach habe ich mit 10:29:01 das Ziel erreicht. 7 Jahre später, älter (die Motordrehzahl etwas niedriger – was bei einer LD eh nicht entscheidend ist) aber auch ein wenig erfahrener war der Plan zwischen 10:00 und 10:30 Std zu finishen.

Spätestens am Montag der Rennwoche war der Plan im Kübel. Christa Kummer verkündet im ORF-Wetter trockene Hitze. Na ja ein paar Abstriche werde ich schon machen müssen, aber es wird schon nicht so schlimm sein wie die feuchte Hitze!? Und überhaupt besser als Kälte und Nässe wie voriges Jahr in Vichy/Frankreich. Ein paar Trainingseinheiten konnte ich heuer auch schon bei entsprechenden Temperaturen absolvieren. Schade war es nur um den neuen Neoprenanzug, auf den ich sehr viel gesetzt habe. Prinzipiell ist es mir wurscht, ob mit oder ohne Neo geschwommen wird, obwohl ich bei 3,8km ca. 7 – 10 Minuten dazu rechnen muss. Und wenn die Veranstalter bis Sonntag nicht noch einen ganzen Gletscher im See versenken, würde sich auch nichts mehr ändern.

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Sonntag, 03:30 Uhr, obwohl wir quasi auf der Startlinie schlafen, muss ich 3 Std vor dem Start dem alten Körper die Chance geben anzuspringen. Außerdem ist eine Hetzerei das letzte, was ich an so einem Tag brauche. Kurz nach 06:00 Uhr finden Renate und ich uns im Startbereich ein. Der familieneigene Einmäderlfanclub ist zum ersten Mal bei einer LD nicht dabei (Sprachferien in Irland). Dafür hat allerdings unsere Ironman Virgin Michi Zmugg seinen gesamten Clan und noch viele mehr aufgeboten. Sie sollten auch noch für uns sehr sehr wichtig werden!

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Kurz vor 07:00 Uhr geht’s los. Die nächsten 72 Minuten werden, egal wie der Verlauf ist, die angenehmste Zeit darstellen. Bis auf eine kurze Schlägerei im ersten Drittel verläuft das Schwimmen unspektakulär. Selbst das Schwimmen gegen die Sonne Richtung Lendkanal gelingt problemlos. Auf den letzten 1000m im Kanal finde ich dann auch ein paar Beine, an die ich mich „anhängen“ kann. Nach 1:12:49 beginnt dann der erste Lauf des Tages: Raus aus dem Wasser, rein ins Seeparkhotel, raus aus dem Seeparkhotel, um das Seeparkhotel (alte Laufstrecke), vorbei am anfeuernden Obmann von den Hoadläufern, vorbei an der Kernölfraktion Judith und Füzi. Nach ca. 1000m zur und in der WZ (das könnten sie ruhig beim Marathon gutschreiben!) geht’s los am Rad. Mit für mich neuer ersten Rad Runde und neuer Verpflegungsstrategie (Futtern was nur geht) beginnt alles ziemlich nach Plan. Hin und wieder kommt es zu Bildung von kleineren Gruppen, bei denen gelutscht wird. Aber im Großen und Ganzen kommt es mir nicht so schlimm vor wie in den vergangenen Jahren, wobei sich das als Zuseher sicher anders darstellt denn als Teilnehmer. Selbst auf den 20km Autobahn nach St Veith ist es ok, wobei für meine Geschmack immer noch zu wenige Schiedsrichter präsent sind.

Nach ca. 80 – 85km fange ich schön langsam unter dem Helm an zu kochen und meine Wattleistung lässt etwas nach. Aber beim Ortsende von Krumpendorf sind auf einmal alle negativen Gedanken verflogen: Conny und Sebastian Prenner und gefühlt 100 weitere Leute feuern mich an als wäre ich Gesamtführender. Mit neuer Energie geht es in die 2. altbekannte Runde. Die Energiezufuhr funktioniert, keine Magenprobleme bis jetzt, nur die Kühlung gelingt nicht immer. Die Labe Stellen sind für diese Bedingungen zu weit voneinander (ca. 30km) und teilweise erwischt man dann eine Wasserflasche, deren Inhalt sicher schon wärmer ist als die Außentemperatur. Damit möchte ich keinenfalls die Freiwilligen kritisieren, die an diesem Tag ebenfalls einen außergewöhnlichen Job leisten!! Hier bietet sich aber der Vergleich zu Hawaii an, wo beim Rad Split ca. alle 10km eine Labe Stelle mit einem Kühlwagen steht und permanent eiskaltes Wasser angeboten wird. Denn nichts ist wichtiger an so einem Tag als die Körperkerntemperatur unten zu halten. Ein weiteres kleines Problem, welches mich schon einige Wochen begleitet sind Rückenschmerzen. Die haben zwar kaum Einfluss auf die Wattleistung, aber der Wechsel zwischen Wiegetritt und Sitzen geht nur in Superslowmotion. Die letzte Hürde vor dem 2. Wechsel, der Rupertiberg (eh nur 2,4km und ein paar Höhenmeter) ist heute besonders steil! Nach eher enttäuschenden 5:40:45 steige (wälze) ich mich vom Rad. Was dann folgt ist eine endlose biologische Pause am Dixiklo mit Selbstgesprächen …. Die Wechselzeit (06:19) ist gleich lang wie beim ersten Wechsel allerdings bei deutlich weniger Wegstrecke.

Es ist jetzt ca. 1400 Uhr. Der Marathon beginnt wie immer etwas zu schnell, doch nach dem ersten Km kann ich mich bei der geplanten (Hitze-)Pace von 5:20 einpendeln. Auch beim Laufen versuche ich mehr Kohlenhydrate zu zuführen als in der Vergangenheit. Auch spüre ich jetzt den großen Unterschied zwischen trockener und feuchter Hitze – das Durstgefühl ist ständiger Begleiter. Ab der 2. Labe Stelle (ca. alle 2,5km) gehe ich, um Schwämme, Eis und Flüssigkeit aufzunehmen. Von der Zunge bis zu den Schuhen ist nach einer Dusche in einer Labe sofort alles wieder trocken. Jetzt kann ich mir ungefähr ausmalen, wie sich Verdursten anfühlen könnte. Die regelrechte Gier nach Flüssigkeit.  Das verleitet mich zu oft von meiner Handflasche mit hochkonzentriertem KH-Getränk an zu ziehen. Nach ca. 10km, rund 25 Gels und eben zu viel KH-Getränk spüre ich leichte Übelkeit. Erste böse Gedanken kommen auf: „noch 32km – ohne weitere KH kommst nicht einmal bis zum Halbmarathon – ich hör auf – nein nicht aufhören – gehen – na, dann dauert alles noch länger …..“

Irgendwann schaltet dann der Kopf ab und alles geht nur mehr instinktiv – laufen (sofern man das so noch bezeichnen kann) von Labe zu Labe – trinken kühlen, ein bisl Cola und Iso als Alternative zu Gels – auf einmal bin ich bei Km 30, da wo es normalerweise so richtig knackig wird. Conny und Sebastian, kurz darauf Karin und dann noch die restliche Familie Zmugg/Stuhl „schicken“ mich noch einmal in die Innenstadt. Die Übelkeit ist weg, das eine oder andere Gel bringt den Blutzuckerspiegel wieder in die Höhe und auch die Pace geht wieder unter 6‘. Bei Km 40 kommt mir Michi entgegen, kurz davor war Renate, beide haben zu diesem Zeitpunkt ca. 12, 13 km hinter sich – die müssen die Tortour noch 2 – 3 Std aushalten!!

Mit zunächst gemischten Gefühlen biege ich in das Zielstadion ein und beende einen beinharten Tag mit einer Marathonzeit von 4:06:20 und einer Gesamtzeit von 11:12:31 (Platz 28 in der AK). Nach ein paar Minuten überwiegt aber die Erkenntnis, dass trotz der eher bescheidenen Zeit, es ein ganz besonderer Wettkampf war, dessen Beendigung sich doch wie ein kleiner Erfolg anfühlt.

Am Montag, dann noch ein eigenartiges Erlebnis: Zu meiner Überraschung hätte dieser 28. Platz für einen Kona Slot gereicht (bei nur 4 Slots in der AK). Aber als 28. sehe ich mich nicht berechtigt dort teil zu nehmen bzw. sind auch schon die Unterkunftskapazitäten, wie man hört gegen null.

Zu guter Letzt möchte ich mich nochmals bei allen bedanken, die am Streckenrand über die vielen Stunden ausgeharrt haben, um uns an zu treiben, an meine Mama die an diesem Wochenende aus der Ferne mitgefiebert hat und gleichzeitig unsere Tochter vor und bei der Abreise betreut hat und alle die virtuell zwischen Roth und Klagenfurt dabei waren!  

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