Bericht IM 70.3 Europameisterschaft Tallinn/Estland

Irgendwo auf der Ostsee, auf der Fähre, zwischen Dänemark und Schweden im Norden und Deutschland und Polen im Süden auf der 22-stündigen Überfahrt von Lepaja/Lettland nach Travemünde/Deutschland erfolgt die Reiseberichtsfortsetzung  von Renate’s Geschichte des IM Kalmar.

Warum Tallinn? Die Entscheidung ist schon vor mehr als einem Jahr gefallen, nachdem Renate für Kona qualifiziert war und der Start in Kalmar/Schweden somit auf 2024 verschoben wurde, war ich auf der Suche nach einer HD als Saisonabschluss. Somit hat sich Tallinn angeboten, eine Woche nach Kalmar angesetzt, dazwischen ein paar hundert Straßenkilometer und Seemeilen durch die Ostsee mit ein wenig Abenteuer (ein 14m Gespann 4x auf eine Autofähre verladen kann durchaus spannend werden).

Also, nach einem Entspannungstag/Trainingstag nach dem IM Kalmar, sind wir via Stockholm und Fähre nach Helsinki weitergefahren. Nach knapp 3 Tagen Sightseeing und Training auf Radautobahnen in Finnland (die haben ein Radwegnetz, das ich so noch nie gesehen habe – im Sommer zum Radeln, im Winter zum Langlaufen), ging es weiter nach Tallinn. Das Wetter war entsprechend den Erwartungen, Wind, Regenschauer, in der Nacht unter 10 Grad, unter Tags maximal 19 – 20 Grad.

Sonntag – Renntag: Wie angekündigt 30 Grad (allerdings nur an diesem Tag!) – Start für die Agegrouper 10:30 Uhr – Hitzeschlacht garantiert.

Man könnte glauben, dass das nichts ausmachen sollte, da es bei uns einige Hitzetrainings gegeben hatte. Allerdings waren wir schon fast 2 Wochen die skandinavische Kühle gewohnt.

Organisatorisch gab es auch Herausforderungen, da am Samstag die Langdistanz (verbunden mit Straßensperren) statt gefunden hat und die Verlegung des Schwimmens von einem See in die Meeresbucht von Tallinn, aufgrund schlechter Wasserqualität. Es gab 2 Wechselzonen in einem Abstand von ca. 3km.

Ein bisl wie in Podersdorf, allerdings mit Salzwasser:

Das Schwimmen: Angekündigt war ein Wasserstart, nach einem Sprung von einer Plattform (eigentlich also kein Wasserstart….), auf der die Zeitmeßmatte angebracht war. Die Plattform wiederum musste durch einen Marsch über ca. 200 m im knietiefen Wasser erreicht werden. Der Startsprung durfte allerdings kein Kopfsprung sein, da das Wasser dort nur bis zum Hintern tief war. Kurzfassung: Anstellen für den Rolling Start in den jeweiligen Gruppen mit den zu erwarteten Schwimmzeiten(bei mir 30 – 35‘), dann gemütliches 200m Wassertreten, dann rauf auf die Plattform und dann alle 3 Sekunden 3 Athleten ins Wasser – soweit die Theorie am Freitag bei der Wettkampfbesprechung.

Die Praxis am Sonntag: Ich steh in meiner Startgruppe, weil es bereits recht warm ist mit Badehaube und Schwimmbrille in der Hand, nähere mich dem Wasser und schau auf einmal blöd aus meinem Neo. Nix Wasserstart, sondern Landstart, 200m Vollgas durchs Wasser koffern, vorbei an der bei der Wettkampfbesprechung erwähnten Plattform, die Herzfrequenz zum Anschlag bringen, die depperte Badehaube über die Glatzen ziehen (der Start/Schiedsrichter: „Swimcap, Swimcap!“ – ja eh), Brille rauf und dann endlich Schwimmen – ich denk noch: wahrscheinlich bin ich der erste Triathlet, der eine Zeitstrafe beim Schwimmen kriegt!? Der Rest des Schwimmens ist eher unspektakulär, abgesehen von Quallen, Strömungen und natürlich 200m rauslaufen. Schwimm/Laufzeit: sehr bescheidene 34:18

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Das Radfahren: sehr flache, sehr windige 91km, aufgeteilt auf 2 Runden, raus aus der Stadt, auf’s Land und wieder zurück.  

Leider muss ich schon in der ersten Runde feststellen, dass die Beine heute nicht so wollen, wie ich mir das vorgestellt habe. Vor allem bei den Gegenwindpassagen kann ich den Wattbereich kaum halten und beim Rückenwind hätt‘ ich ein 60er Kettenblatt gebraucht, so wie der angedrückt hat. Ein Schreckmoment in der 2. Runde war dann auch noch zu verkraften: Rückenwind, Kopf unten, Ohrwascheln zwischen den Schulterblättern und auf einmal eine fast stehende Inderin (eh ganz brav am rechten Strassenrand): 5cm weiter rechts und wir hätten schauen können, ob das mit der Reinkarnation bei den Hindus hinhaut.

Nach 2:36:40 geht es in die 2. WZ.

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Hinaus geschrien durch sehr viele Zuschauer (der geneigte Este ist normalerweise eher zurückhaltend und ruhig  – sehr ähnlich dem Finnen – er/sie ist entweder begeisteter Sportler oder Alkoholiker – die Alkoholabteilungen in den Supermärkten sind 3x so groß wie bei uns) ist der erste Km wie immer zu schnell. Es sind 2 Runden in einem Park entlang der Küste zu laufen. Renate informiert mich, dass ich derzeit 6. bin. Hört sich gut an. Verpflegung und Kühlung passen recht gut, jedoch muss ich auf der 2. Runde doch ein bisl Federn, aufgrund der Temperatur lassen. Die Masse des Laufs verbringe ich mit einer etwas jüngeren Schwedin. Wir verstehen uns nonverbal sehr gut, wechseln uns bei der Führungsarbeit ab, nehmen Rücksicht bei den Labestellen aufeinander. Auf den letzten 5km zündet sie dann den Turbo, ich versuche dran zu bleiben (wahrscheinlich ist sie ihr Tempo weitergelaufen und ich bin langsamer geworden).  Letztendlich lässt sie mich stehen. Lauf: 1:49:04

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Gesamtzeit: 05:06:50 Platz 281 von 1303 und 10. Platz von 39 in der AK 55-59

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Das Ziel einen Slot für die 70.3 WM in Marbella zu erlangen habe ich klar verpasst (3 Plätze hat es gegeben). Da haben rund 20‘ gefehlt – also da gibt’s nix zum Raunzen.

Nachdem das Rennen als Europameisterschaft ausgeschrieben war, war natürlich auch mit entsprechender Qualität der Teilnehmer zu rechnen. Meine  Altersklasse hat Gerald Will aus Wels in 04:34:02 gewonnen, immerhin mehrfacher Crosstriathlonweltmeister.

So gesehen und in Anbetracht meiner gesundheitlichen durchwachsenen Saison, kann ich mich mit einigen Tagen Abstand ein bisl mit dem Ergebnis anfreunden.

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