Ironman 70.3 Pula, Kroatien – 20.September 2015
von Renate Pflamitzer

Kein reiner Rennbericht, sondern auch einiges für die Psyche dabei. Tja, der Kopf gehört eben auch trainiert!

Für alle, die wenig Zeit haben, der reine Rennbericht beginnt in der Mitte.

Saisonabschluss mit einer Halbdistanz in Pula – das war der Plan. Doch manchmal muss der Plan umgeschrieben werden… tja, eigentlich hat meine Saison schon im Juli geendet … bzw. teilweise.

Blick zurück:

Schmerzen am linken Schienbein innen. Plötzlich da und gleich wieder weg. Das war Ende Juni vor Wolfgang’s Ironman in Klagenfurt. Dann in Klagenfurt beim Lauftraining massive Schmerzen (danach), so dass ich bei Wolfgang’s Bewerb lieber am Rad sitze als laufend zuschaue. Jetzt bleibt das Gefühl beim Schienbein. Nach einem letzten Lauf lasse ich es dann lieber bleiben und streiche das Lauftraining von meinem Plan. Ein geplantes DNF beim Mostiman Sprint folgt. Die Mitteldistanz beim Trumer Triathlon (ich habe darüber berichtet) verläuft auch ohne Lauftraining sehr gut. EM-Quali für 2016 geschafft, Ziel erreicht.

Aber was jetzt? Ich kann doch nicht Ende Juli meine Saison beenden. Wozu dann noch trainieren? Darum melde ich mich für die HD in Pula am 20.Sep. an, d.h. mein Bein hat 2 Monate Zeit zu heilen. Mein Job und 3 Wochen Kinder-Sportcamp erleichtern die Sache jedenfalls nicht. Der Schmerz, jetzt etwas anders, manchmal weniger, manchmal mehr, bleibt. Uijee, das ist was Gröberes und für mich ist es schon eindeutig, was es ist. Aber Radfahren und Schwimmen sind kein Problem …. Das macht die Sache einfacher. Meine Radperformance profitiert zumindest davon und so kann ich bei unserer Damenstaffel in Podersdorf bei der HD sehr gut abschneiden (Ivett, Suzsi und ich haben die Damenwertung gewonnen).

Mittlerweile war ich 3x laufen, anfangs war’s ein eigenartiges Gefühl, aber dann war es wunderschön! Endlich wieder laufen! Könnt ihr euch das vorstellen? Ich laufe seit 2000 und seit 2002 mache ich Lauf-Wettkämpfe. Ich bin immer gelaufen und jetzt 2 Monate nicht?! Selbst vor und nach der Geburt von Verena war die Spanne kürzer.

Yeah, es funktioniert! Und plötzlich …. Jetzt schmerzt der rechte Fuß. Das kann nicht sein. Was soll das…. Ich mag nicht mehr….

Die Luft ist draußen. Ich glaub, ich starte nicht. Kein Laufen möglich, zumindest nicht so wie immer. Was ist, wenn ich beim IM 70.3 in Pula so gar nichts leisten kann? Oder aufgeben muss? Viel Zeit für nichts? Was ist, wenn es danach wieder schlimmer ist? Auf beiden Beinen?

Aber was ist mit mir, wenn ich diese (teils misslungene) Saison nicht ordentlich abschließe? Ist die Luft dann noch länger draußen? Wie lange?

Ich starte in Pula, es ist großartig und es war die richtige Entscheidung.

Das Schwimmen war Chaos pur, aber dafür eine tolle Erfahrung (wurde danach gecancelt, da Bojen vom starken Wind weg geblasen wurden und somit war der Schwimmkurs nicht mehr klar ersichtlich).

Die Radstrecke ist schön, nicht wirklich einfach, da es lange immer wieder bergauf geht. Der Wind war noch immer böig. Das hat das Ganze auch recht anspruchsvoll gemacht.

Die Laufstrecke ist sehr schön, kurzweilig und die 100 Hm fallen gar nicht so stark auf. Das liegt aber vielleicht daran, dass ich quasi aus der T2 „fliege“. Ich hab keine Ahnung, wie das Laufen funktionieren würde nach so langer Pause. Ich bin happy, als ich mit 4:15 hinaus laufe und mich bei 4:30-40 mal einpendle. Hey, ich hab gar nichts verlernt! Ich kann noch laufen… und wie! Ich strahle vor Glück! Wolfgang steht an Strecke und sieht wie ich strahle. Motivieren müsste er mich gar nicht, denn ich bin so motiviert und glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich bin genau JETZT HIER – und nicht anderswo! Ich mache genau das, was mir Spaß macht! Und es läuft gut. Ich verspüre keine Schmerzen, nur mein Becken zwickt im letzten Drittel. Auch meine Pace geht in Richtung 5:00-15. Aber das ist vollkommen in Ordnung. Hey, ich kann laufen. So ein Tempo hatte ich zuletzt vor 2 Monaten beim Trumer Tri.

Dann kommt das Amphitheater, das Ziel, wo wir davor 3x vorbei laufen müssen. Ich „fliege“ quasi den steilen Weg hinauf in die Arena, wie es auch genannt wird. Es ist eng, es sind viele Zuschauer da, es brodelt in mir, es überkommt mich, ich muss fast weinen, hinein in die Arena, den Zielkanal entlang, Sprint hinein, durchs Ziel ……… Das war einer meiner emotionalsten Zieleinläufe bzw. der ganze Halbmarathon war mit Emotionen erfüllt. Ich weine … still und heimlich …. Und genieße! Ich bleib noch lange stehen… alleine inmitten vieler Athleten … erst dann gehe ich aus der Arena hinunter zu Wolfgang. Mein Becken zwickt, aber das ist eh ziemlich normal.

Abends kann ich nicht wirklich gut gehen, Becken und der rechte Fuß (das ist der, der erst Ende August begonnen hat zu schmerzen) spielen nicht mit. Schaut sehr unrund aus.

Aber jetzt kann alles verheilen. Und mit einem „positivem Gefühl im Bauch und im Kopf“ kann auch mein Körper besser regenerieren.

Also – hört auf euer Bauchgefühl. Der Rest kommt von allein…..

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