WK Bericht schreiben zählt ja nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Nichts desto trotz habe ich mich, mitten im Post Race Blues nach der Doppelveranstaltung an den letzten beiden Wochenenden, doch wieder mal dazu aufgerafft.

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, innerhalb einer Woche eine Halb- und Langdistanz zu absolvieren? Ursprünglich wäre vor langer Zeit der IM in Cascais geplant gewesen, der 70.3 in Gdynia war von Anfang auf dem Plan. Nun ja, dann ist uns bekanntlich ein Virus in die Quere gekommen und hat alles auf den Kopf gestellt. D.h. nach unzähligen Emails, Telefonaten, Voucher und Verschiebungen sowohl von den gebuchten Reisen, wie auch Rennen ist es zwischenzeitlich der IM Frankfurt, Graz 70.3 und weiterhin 70.3 Gdynia für 2021 geworden. Hätte zeitlich alles gut gepasst. Nach jedoch weiteren Verschiebungen, waren plötzlich die drei Bewerbe an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im August. Und da war dann klar, das wird knapp. Ich hab mich schlußendlich fürs dirty double mit Gdynia 70.3 und eine Woche später dem IM in Frankfurt entschieden.

Um ehrlich zu sein, ich habe lange auch nicht damit gerechnet, dass beide Veranstaltungen tatsächlich stattfinden. Am Ende war es dann doch so und somit ist es für mich am Freitag vor dem Rennen auf nach Gdynia an die Ostsee gegangen.

Vorbereitung ist alles gut gelaufen und spätestens nach dem Packen des Radkoffers war auch die Vorfreude so groß wie schon lange nicht. Und Gdynia hat mit feinstem Sandstrand und angenehmen Sommerwetter auch nicht enttäuscht. Außer am Renntag. Bei den letzten Checks in der Wechselzone um 5 noch ein richtig lauer Sommermorgen, hat es pünktlich zum Schwimmstart bis zum Ende vom Rad geschüttet wie aus Kübeln, bei Wind und 15C. Entsprechend schwer hab ich das Schwimmen empfunden. Von außen und beim Einschwimmen hat das nicht so wild ausgesehen, mitten im Geschehen hat es doch ordentlich geschaukelt, was die Orientierung und Sicht auf die Bojen nicht leichter gemacht hat. Das Gute ist nur, die Ostsee hat so wenig Salzgehalt, da geht das eine oder andere 8terl ohne Probleme. Nach 33:37min war das Schwimmen erledigt. Die Zeit ist jetzt selbst für meine bescheidenen Schwimmqualitäten nicht super schnell, in Anbetracht der Bedingungen bin ich aber nicht unzufrieden.

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Pre-Swim Start Industrial View | Foto: Maratomania.pl

Mittlerweile in der 2ten Disziplin angekommen, durch den strömenden Regen hat man jedoch kaum einen Unterschied zum Schwimmen gemerkt. Die 90km Radrunde hat unmittelbar nach Beginn mit einem ca. 3km Anstieg ins Hinterland begonnen, wobei in Summe gut 700HM zu bewältigen waren. Keine wirklich steilen und lange Anstiege, aber ein ständiges auf und ab und mit teilweise sehr schlechten Straßenabschnitten. Der starke Regen hat zusätzlich auch nicht wirklich zur besseren Sicht beigetragen und in den Kurven sowie Abfahrten war Vorsicht geboten. Grundsätzlich mag ich solche Bedingungen überhaupt nicht, ich hab aber von Beginn weg super Beine gehabt und bin mit mit meiner Radleistung mehr als nur zufrieden. Nach 2:26:36h war der Radpart erledigt und ich hab die Laufstrecke in Angriff genommen.

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Auf der Radstrecke mitten im polnischen Nirgendwo | Foto: Maratomania.pl

Die Laufstrecke war eine Runde durch die Stadt, die zwei mal zu bewältigen war. Neben einem kurzen flachen Abschnitt entlang der Promenade ist es entweder immer leicht mit 1-2% bergauf bis zur Wende bzw. retour bergab gegangen und das ganze ein zweites mal bevor man wieder an der Strandpromenade angelangt war. Die erste Runde war relativ kurzweilig und schnell erledigt, auf der zweiten Runde war es dann richtig zäh. Mit einer Zeit von 1:30:22h bin ich ebenfalls mehr als nur zufrieden auf dem nicht einfachen Laufkurs.

Mit den Wechselzeiten ergibt das eine Gesamtzeit von 4:39:45h. Auf Grund der Topografie nicht die schnellste, aber sicher eine meiner besten Halbdistanzleistungen. Genau was man braucht für den Kopf, wenn eine Woche später einen Langdistanz auf dem Programm steht.

In der Woche zwischen den beiden Rennen war Regeneration angesagt, in erster Linie mit lockerer Bewegung, Dehnen und Blackroll. Zu meiner Überraschung habe ich mich auch sehr gut erholt, besser sogar wie erwartet. Nach kurzem Materialcheck zu Hause ist es am Donnerstag erneut auf Reisen Richtung Frankfurt gegangen. Die letzten finalen Vorbereitungen Vorort abgeschlossen, war am Sonntag erneut Race Day. Wetter war schon mal Kontrastprogramm zu Gdyina, anstatt Regen und kühle Temperaturen, war blauer Himmel, Sonnenschein und bis zum Nachmittag an die 30C vorhergesagt.

Schwimmen ist dann ganz solide gelaufen, mit 1:03:26h wieder nicht super schnell, hab mich aber auch nicht sonderlich geplagt dabei. Das Zurückschwimmen gegen die aufgehende Sonne war Blindflug und von der Orientierung nicht so einfach, aber abgesehen davon alles im Plan.

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Swim Exit | Foto: Finisherpix

Die Radstrecke wird in Frankfurt offiziell mit 184km und 1600HM angegeben, aufgeteilt auf 2 Runden. Ähnlich wie in Gdynia, gibt es nicht wirklich lange Anstiege sondern wieder ein ständiges auf und ab. Auf dem Rad war es bei mir von Beginn an sehr zäh und ziemlich schwere Beine. Mit der Zeit ist es aber besser geworden und ich hab dann auch einigermaßen einen guten Rhythmus gefunden. Da ist plötzlich nach ca. 60km ein WK Richter aufgetaucht und ohne Vorwarnung habe ich eine Zeitstrafe wegen drafting ausgefasst. Für mich war das Premiere und kaum war der Ärger verdaut, kommt der nächste WK Richter und ich hab plötzlich die 2. Blaue Karte. Ich möchte auch keine Ausreden suchen und vermutlich war das alles in dem Moment gerechtfertigt. Trotzdem würde ich von mir behaupten, dass ich immer versuche fair zu fahren. Wobei das halt in manchen Situationen echt schwierig ist, wenn sich größere Gruppen bilden und man nach vorne nicht weg kommt. Und dann gleich diese Doppelbestrafung. Da war ich echt sauer und ich hätte mir ein wenig mehr Fingerspitzengefühl erhofft, wie das übrigens auch oft in ähnlichen Situationen zu beobachten war.

Nun gut, die Motivation war dahin und ich bin völlig konsterniert in die nächste Penalty Box gerollt. Bei 10min warten gibt es auf jeden Fall einiges zum Nachdenken. Mein erster Gedanke war, ich rolle die Runde gemütlich fertig und hör nach der ersten Radrunde auf. Aus mir unerklärlichen Gründen und mit Wut im Bauch hab mich aber aufraffen können und bin volles Risiko gegangen. Vermutlich war das etwas zu hart, denn c.a. 25km vor Ende habe ich muskuläre Probleme und leichte Krämpfe bekommen. Von da weg ist es dann nur mehr locker nach T2 gegangen. Wie heißt es so schön „no risk-it, no biscuit“.

Wenn du glaubst schlimmer geht nicht mehr, kommt der nächste WK Richter her. In T2 angekommen, habe ich das Rad ordnungsgemäß abgestellt und beim Laufen zum Wechselzelt schon den Helm runtergenommen, wie so oft davor. Dieses mal bin ich bin zurückgepfiffen worden, Helm runter erst im Wechselzelt erlaubt, Stop and Go Strafe. Somit wäre das die 3.Karte gewesen und damit automatisch DQ – ebenfalls Premiere. Da ist mir dann der Kragen endgültig geplatzt und mir war dann auch alles egal. Was ich alles gesagt weiß ich nicht mehr und vermutlich auch besser so. Auf jeden Fall, nach gefühlt endlosen Diskussionen, hab ich zu meiner Verwunderung dann doch weiter machen dürfen. Im Endeffekt waren die Diskussionen ohnehin auch schon um einiges länger wie der ursprüngliche 1min Stop and Go Penalty.

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Frustbewältigung auf dem Rad | Foto: Finisherpix

Damit war auch die noch letzte vorhandene Motivation dahin. Hab mir gemütlich die Laufsachen angezogen und eigentlich wollte ich nach ca. 2km zum Hotel abbiegen und endgültig aufhören. Plötzlich sind mir mit dem Loslaufen die Beine sowas von aufgegangen. Die Gesamtzeit war ohnehin schon lange dahin, aber nachdem auf der Langdistanz bisher bei mir immer der Marathon das Problem war, hab ich ein neues Ziel gehabt. Bis km 28 ist es auch richtig gut gegangen, keine Probleme, alles locker. Im letzten Drittel haben die Oberschenkel zwar immer mehr zu gemacht und es ist nochmal richtig hart geworden. Der 3:22:07h Marathon, noch dazu bei der Hitze, ist für mich aber Entschädigung für alles davor.

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LTC Plauderstunde mit Bernhard – Thema Sinnfrage | Foto: Finisherpix

In Summe bin froh, trotz der ganzen Probleme fertig gemacht zu haben. War auf jeden Fall eine Achterbahnfahrt, wie selten zuvor.

Der Vollständigkeit halber auch noch die Finishline mit der Endzeit

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That special place past the pain and into the light | Foto: Finisherpix

Was bleibt also als Fazit:

In Summe zwei tolle Wettkämpfe die unterschiedlicher hätten nicht sein können.

Die Fussballerweisheit „Der Schiri hat immer recht“ gilt auch für den Triathlon.

Eine Halb- und Langdistanz innerhalb so kurzer Zeit – muss nicht unbedingt sein, geht aber besser wie erwartet. Würde ich es wieder so machen – auf jeden Fall.

Und zu guter Letzt, endlich der Beweis, dass ich einen Langdistanz Marathon auch vernünftig laufend absolvieren kann. Wenn es dann noch gelingt in allen 3 Disziplinen in einem Rennen abzuliefern…

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