Vor langer Zeit gab´s mal Ironman Bewerbe…
So, ich könnt jetzt herumschwafeln, wie Covid-19 die Welt verändert hat und wie vorher alles anders war, aber das hängt eh schon jedem zum Hals raus.
Ehrlich gesagt, fehlte mir bis jetzt die Motivation, von etwas zu berichten, das zur Zeit eher nebensächlich ist, und so sind heute (7.5.) genau zwei Monate vergangen, seit in Neuseeland der bis jetzt (und für mindestens noch einige Zeit) letzte Ironman Bewerb über die volle Distanz stattfand, ..und ich mittendrin statt nur dabei!
Wie man auf der LTC Webseite recherchieren kann, war ich letztes Jahr auch schon dort, aufgestachelt von Rainer F., sich in alten Jahren wieder für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Das hätte (hätti-wari) fast geklappt, wäre mir damals nicht ein Auto dazwischen gekommen.
Glücklicherweise war der „Anstachler“ bei seinem Versuch in Klagenfurt auch nicht so erfolgreich, damit hatte ich das Vorhaben wieder auf die lange Bank geschoben, aber Rainer hatte andere Pläne…
Mit neuem Trainer und taktisch bester Renn-Auswahl hatte er Anfang Dezember die Hawaii Quali schon in der Tasche und ich war unter Zugzwang, vor allem, weil ich seit 5 Monaten nichts gelaufen bin, dank einer langwierigen Verletzung im Beckenbereich.
Also war das Training wieder mal komplett anders: im Dezember lief ich knappe 50km (im Monat, nicht in der Woche), der Physiotherapeut und das Fitnesscenter ersetzten die fehlende Zeit in den Laufschuhen. Es war bald klar, das ich bis zum Ironman nicht die Verletzung losbekommen werde, also war intelligentes Planen gefragt, das Fitness hauptsächlich am Rad zu bekommen und mit möglichst wenig Umfang das Laufen hinzubekommen. Es war eine Geduldsprobe, aber im Februar wurden die Läufe endlich schneller, vergleichbar mit dem Jahr zuvor. Dennoch gab es die große Unbekannte: länger als 2 Stunden war ich nie laufend unterwegs..
Taupo, Neuseeland ist sozusagen mein Heimrennen, 5 meiner 10 Langdistanzen absolvierte ich hier und dieses mal sollte es mein 6. Mal werden. Und dennoch war vieles neu. Da im November die halberte Weltmeisterschaft, also die über die halbe Distanz, in Taupo stattfinden soll(te?), und das 70.3 Rennen natürlich von Massen genutzt wurde, um sich für die HeimWM zu qualifizieren, wurde der Start der Langdistanz eine Stunde später als üblich, um 8 Uhr, gestartet (Jey, länger schlafen !!). Auch die Radrunde wurde etwas anders gestaltet, nachdem ich im Vorjahr nicht der einzige mit Autokontakt war und es auch absehbar war, das trotz der Stunde Vorsprung noch nicht alle „Halberten“ die 90km Radrunde fertig haben, wenn die „Ganzen“ daherkommen.
Die Ankündigung vom Rolling Start sollte sich als falsch herausstellen (dieser war dem 70.3 vorbehalten) und somit bleibt Neuseeland einer der letzten Ironman Bewerbe mit Massenstart.
Ich erspar euch mal die ganzen Beschreibungen von Strecken und Szenerie, falls es jemanden mal nach Neuseeland zieht oder es einem wirklich interessiert, weiß man ja, wo man mich findet.
Zum Rennen selbst, müsste ich mal in das Training davor ausschweifen, denn wie schon oftmals gesagt, der Wettkampf ist eher die einfachere Übung verglichen mit der Vorbereitung.
Aber in Zeiten, wo Videos von Instabook und Facegram zeitlich limitiert werden, und Text, bei dem man am Telefondisplay scrollen muß, als schon obszön lange gelten, halt ich mich eher kurz (wahrscheinlich ist eh nur mehr ein Viertel der Leser, die diesen Bericht angefangen hat, bis hierher vorgedrungen ;-).
Vielleicht können wir ja mal, im Versuch, das Vereinsleben lebendiger zu gestalten (und bei der Gelegenheit ziehe ich den Hut vor den treibenden Akteuren), mal einen kleinen Plausch und Informationsaustausch mit den LTC Langstrecklern zum Thema Training und Wettkampfvorbereitung für Langstreckentriathlon veranstalten.
Gut, ich schweife ab.. aber ich bin der Meinung, es gibt interessantere Themen rund um Langdistanz als die aktuelle Wettkampferzählung.
Also: 7. März, 8 Uhr. Beim Tiefwasserstart hab ich mich ganz rechts „aufgestellt“, da ich nach links atme und im Freiwasser eher einen Rechtsdrall habe, so hoff ich, mal die ersten Meter ziemlich unbehindert schwimmen zu können. Da in Neuseeland Schwimmen nicht so eine Randsportart wie bei unsereins ist, kann man davon ausgehen, das einige Leute am Start sind, die auch vernünftig schwimmen können, also die Chance, gute „Füße“ zu finden, ist real. Startschuss: gleich neben mir ballert einer an, aber man erkennt, das er nicht nur ein Schnellstarter ist, sondern schwimmen kann. Obwohl ich sofort weiß, das es zu schnell ist, klemm ich mich hinter ihn, mal frei schwimmen und dann schauen, was von hinten kommt. nach 75 bis 100m nehm ich etwas raus, da ich auch von weiter links (die Startlinie war etwa 50m breit) eine Gruppe kommen sehe. Bisschen Positionskämpfe und letztendlich 2 Athleten gefunden, hinter denen ich mich wohl fühle. Gefühlt ist das nach der Start Hetze immer zu langsam, aber der Tag ist lang und Geduld ist eine Tugend. Bei der Wende bin ich etwas unachtsam und lass 5m reissen, was fatal ist. Ca 300m muß ich ordentlich investieren, bis ich wieder dran bin, etwas vor uns erkenne ich eine vermeintlich größere Gruppe, bleibe aber wo ich bin, Kaloriensparen wo’s geht.
Nach 55 Minuten steig ich im Bootshafen aus dem Wasser, eine Minute langsamer als das Jahr zuvor, ganze 6 Minuten langsamer als meine schnellste Zeit im Lake Taupo, aber das ist lange her. Der Weg zur Wechselzone ist lang, der Umstieg aufs Rad etwas routinierter als letztes Jahr. Raus auf die Radstrecke, wo vermeintlich meine Stärke dieses Jahr sein soll.
Kürzes Deja-vü nach ca 5 Minuten am Rad: als ich zu einem abgesperrten Kreisverkehr komme, schert sich eine Autofahrerin nicht viel um die Anweisungen des Streckepersonals und mäht mich fast nieder, aber anscheinend hab ich dieses Mal genug ins Karma-Sparschwein eingezahlt, der Hinterreifen hält dem Rutscher Stand und ca einen Meter hab ich „Platz“. Auf den Kommentar des Teilnehmers, den ich kurz vorher überholt hab und der, dank meiner Vollbremsung, wieder neben mir ist, das es grad arschknapp war, antworte ich ihm, das ich ihm eine Geschichte erzählen könnt…
Mit dem Adrenalinschub bin ich zur ersten Wende etwas zu forsch unterwegs, auch habe ich im Hinterkopf die Gruppe vor mir, die ich beim Schwimmen ausgemacht haben will (die es aber nicht gab). Dank der neuen Radstrecke gibt es keine Möglichkeit, in der Nähe der Wende zu sehen, wer vor einem fährt, also fahr ich meinen Stiefel. Auf dem Radsegment gibt es immer Höhen und Tiefen, für mich meistens ab 135km, dieses mal aber schon bei 65?! Zach. Erst ab 145km kann ich wieder das fahren, was ich mir vorgenommen hab, am Ende war der Durchschnitt aber genau die Wattzahl, die ich mir vorgenommen hatte, errechnet und getestet als gemütlich, dieses mal aber mental sehr fordernd.
4 Stunden 56 war ich dann am Rad unterwegs, eine Minute schneller als die Nettozeit das Jahr zuvor, also in T2 Gleichstand.
Die ersten Kilometer Laufen beim Ironman sind immer hölzern, das geht vorbei, sagt die Erfahrung, eher kontrolliert zurückhaltend gehe ich es an, Pace ist eigentlich zu schnell, Puls passt aber, es geht ja auch etwas bergab die ersten 3 Kilometer. Bei Kilometer 4 steht meine Familie; laut Tracker führe ich in meiner Altersklasse, aber es gibt ja noch 38km zu laufen.
Den Ernährungsplan habe ich ganzen Tag schon religiös eingehalten, noch nie so viele Kalorien zugeführt und auch beim Laufen gibt’s alle 20 Minuten Nachschub. Trotzdem ist es nie flüssig, anfangs 2. Runde schon eher zäh, und da sind gerade mal 15km gelaufen. Die Verpflegungszonen laden zu ein paar Schritten Gehen ein, trotzdem laufe ich beim Halbmarathon in 1:45 durch, hochgerechnet noch ok, aber es ist abzusehen, wo die Reise hingeht. Auf dem Weg zurück in die Stadt brauche ich vermehrt Gehpausen. Der Puls geht selten über 120, die Beine sind zwar angeschlagen aber durchaus fähig, zu laufen, und ich nimm genügend Kalorien zu mir… ich kann nicht sagen, was es genau ist. In Bewegung bleiben ist alles, was zählt, die Gehabschnitte sind komischer Weise in der Nachbetrachtung sehr konstant: 43 Sekunden. Die letzte Runde kann ich mein Nicht-Laufen auf die Labestationen beschränken, schneller werd ich aber trotzdem nicht. Die letzten Kilometer werden wieder mal zur „Mind-over-Body Experience“, Zielsprint bedarf es Gottseidank nicht, da ich zwecks mangelnden Rolling Start nicht fürchten muss, das mich fiktiv jemand noch abfängt. Das ich eigentlich aus den Qualirängen raus bin, hab ich mitgezählt, dennoch bin ich zufrieden. Es gab die große Unbekannte und die ließ anscheinend nur eine Marathonzeit von 3:38 zu, 7 Minuten langsamer, als das Jahr zuvor.
9:37:16, 40 Sekunden schneller als meine beste Zeit in Neuseeland, 5 Minuten langsamer als die vermeintliche Nettozeit (ohne Auto Stopp) des Vorjahres, gut genug für den 28. Amateurrang.
Im Finish Zelt dann die üblichen persönlichen körperlichen Reaktionen: der Kreislauf fährt runter, Schüttelfrost, Emotionen. Geduldig warte ich, bis sich das zentrale Nervensystem wieder einpendelt, was ist schon eine halbe Stunde mehr, wenn zu Hause Pizza und Bier wartet 😉
Am nächsten Tag gibt’s bei Ironmen (ist das die Mehrzahl) das sogenannte Rolldown Meeting, wo man mit großen Pipapo ordentlich Geld ablegen darf, falls man sich für Hawaii qualifiziert hat. Wer sich nicht das Geld aus der Nase ziehen lassen will oder wem es in Hawaii zu heiß ist und auf den Slot verzichten möchte, gibt dem Nächstgereihten die Chance, sein Geld loszuwerden. Und siehe da, dank einiger der schnelleren Läufern in meiner Altersgruppe, durfte ich meine Kreditkarte zücken. Schön!
Wobei wir wieder in der Gegenwart wären.. Wie es zur Zeit um die Triathlon Bewerbe bestellt ist, wisst ihr wahrscheinlich eh besser als ich, jede Woche andere Gerüchte (die Fachpresse muß ja auch was schreiben), obwohl keiner Fakten hat.
Mal sehen, wofür die Quali Münze, die sie einem seit letzten Jahr in die Hand drücken, gut sein wird.