Es war einmal: Ironman Südafrika 2019
Ja, es sind schon einige Tage ins Land gezogen seit dem Ironman In Port Elizabeth, Kollege Talos hat ja schön zeitgerecht berichtet. Ich hingegen brauchte etwas Zeit zum Verarbeiten, daher lieber zu spät als gar nicht.
Wie sich vielleicht einige erinnern können (mit der Internet-Media Flut heutzutage eh schon ein Wunder), war ich Anfang März beim Ironman Neuseeland zugegen, der durch „externe Hilfe“ (kleiner Auto-Zwischenfall) eher länger ausfiel, als ich mir erhofft hatte. Da die Leistung ohne Zwangspause zur Hawaii- Qualifikation gereicht hätte und der Körper sehr gut regenerierte, schaute ich mich nach einem Plan B um. Ironman Südafrika: 5 Wochen noch mal reinhauen schien machbar, Anreise eher mühsam (war zu dieser Zeit in Australien), Strecke eher unbedarft bei der Planung nicht beachtet.
Also angemeldet, Flüge gesucht, Quartier und Mietauto besorgt, und noch Mal im Training ordentlich reingebissen, ein paar Tage vor Abflug mich über die Strecke informiert, schnell noch Berg-Übersetzung gesucht (10-fach ist Anscheinend nicht mehr so gefragt 😉 und ab nach Johannesburg, letzten Flieger nach Port Elizabeth versäumt, schnell eine windige Unterkunft in Flughafennähe gesucht, am nächsten Tag weiter nach Port Elizabeth….
Angekommen war es dann Zeit zum runterkommen, Summerstrand, der Teil von Port Elizabeth, wo der Ironman stattfindet ist sehr überschaubar und nett an der Ostküste Südafrikas gelegen, die Leute sehr nett und hilfsbereit. Zufällig war auch Florian Talos mit Begleitung im gleiche Guesthouse untergekommen, somit gab´s sogar burgenländischen Sozialkontakt.
Einige LTC-ler haben die Strecke ja schon voriges Jahr bei der 70.3 Weltmeisterschaft genießen dürfen, in der Kurzbeschreibung:
Schwimmen: eher nicht glatt 😉
Rad: meist windig, schlechter Straßenbelag und 1500-1800 Höhenmeter, je nach Quelle.
Laufen: Pendelstrecke, 4 x zu laufen mit 2 Anstiegen zu den Wendepunkten (also 8 gesamt)
Am Wettkampfmorgen wurde das Schwimmen wegen der schwierigen Bedingungen auf offiziell 1600m verkürzt (auf meinem Garmin dann etwas mehr); als besserer Schwimmer war ich zuerst etwas enttäuscht, im Wasser selber dann aber froh, denn es war echt wie in der Waschmaschine. Für mich neu war auch der „staggered“ Start, wobei alle 10 Sekunden 10 Athleten in den Kampf geschickt wurden. Da ich etwas an Überblick bewahren wollte, reihte ich mich ziemlich weit vorne ein. 1 Minute nach den ersten und nach 50 Startern vor mir ging´s in den Indischen Ozean. Wie schon gesagt ging’s beim Schwimmen nicht um taktische Geplänkel sondern darum, ob man zwischen den Wellentälern mal eine Boje sieht.
Nach ca 30 Minuten war ich dann wieder angespült und konnte am Rad die erste Runde gut mitfahren, auf den längeren Geraden war auf den ersten 50km die Age-Group Spitze noch in Sichtweite. Nach der Wende gegen den Wind hieß es dann richtig pacen, das aufgrund einer gebrochenen Schraube meiner Radcomputerhaltung (der dann in meiner Rückentasche mitfuhr) eher zu Gefühlsübung wurde.
Kurz nach der ersten Runde der nächste Rückschlag: Reifenpanne am Hinterreifen. Zuerst mal eine CO2 Kapsel rein, vielleicht versiegelt es ja (tubeless), 5 Minuten später dann doch einen Schlauch rein.
Somit kampflos einige Plätze verloren, beim langen Anstieg zurück nach Port Elizabeth konnte ich gegen den Wind wieder an eine Gruppe aufschließen, doch ein Kampfrichter entschied sich, der ganzen Gruppe wegen des zeitweisen “Ziehamonikaeffekts” einen 5 Minuten Penalty aufzubrummen.
In der Penaltybox vor der Wechselzone meinte dann ein Zuschauer, er müßte mich motivieren, indem er mir über den Zaun erzählte, dass 2 Teilnehmer das Schwimmen nicht überstanden hätten… Das bekommt man halt auch nicht mehr aus dem Hinterkopf.
Also raus auf die Laufstrecke und nach 5 Kilometer war klar, das es für mich vor allem mental ein Kampf werden würde, zu frisch war noch die Erinnerung an den Marathon in Neuseeland vor 5 Wochen. Die Pace passte aber so halbwegs, gegen den Wind blies es mir fast die Kappe vom Kopf, mit Wind wurde es dann richtig heiß. Das Wasser an den Verpflegungsstationen wurde in kleinen versiegelten Plastiksackerl gereicht, somit konnte ich wenigstens etwas Wasser zur Kopfkühlung mit auf dem Weg zwischen den Aid-Stations mitnehmen. Die individuellen Startzeiten und vier Runden beim Laufen trugen nicht wirklich zur Übersichtlichkeit bei, dennoch dachte ich, meine 3:24 würden ausreichen, um den Hawaii Slot zu sichern. Doch die Ernüchterung kam, sobald ich mein Telefon wieder in meine Hände bekam. Nur 21. in der Altersklasse, in den 10 Minuten vor mir 11 Altersklassen-Athleten vor mir. Also mit der Reifenpanne und dem Penalty wieder mal Hätti-Wari..
Die Erkenntnis: da mir immer was bei den Langdistanzen passiert, reicht es nicht, grad mal auf eine Quali Zeit zu trainieren, sondern ein 15´ Puffer sollte mit einkalkuliert sein.
Weiters: 2 Langdistanzen innerhalb kürzerer Zeit sind vor allem körperlich machbar, mental aber eher fordernd. Danach war bei mir oben eher der Ofen aus (deshalb ach so spät dieser Erlebnisaufsatz).
Südafrika ist auf alle Fälle eine Reise wert, vor allem mit der guten Erreichbarkeit aus Österreich, also wenn wer mal früh im Jahr eine Langdistanz abhaken will: wärmstens empfohlen!