In letzter Zeit ist es triathlon-technisch sehr ruhig um mich geworden. Die uns allen wohl bekannte Pandemie führte mich zu meiner ersten wettkampflosen Saison 2020. Die permanenten Impfreaktionen ließen dann auch 2021 kaum Vorbereitungen und daher auch keine Wettkämpfe zu. Im Sommer 2021 wurde mein Leben dann auch durch einen Schicksalsschlag komplett aus der Bahn geworfen. Richtig sauer war ich dann aufs Training. Wir verbringen so viele Stunden damit in der Gegen herum zu laufen/ radeln/ schwimmen anstatt uns um unsere Lieben zu kümmern und die Zeit mit ihnen zu genießen. 2022 kam dann die Infektion und long covid- Manche können sich vielleicht erinnern, dass ich kaum länger als 5km Laufen schaffte. Die Pace war so langsam, dass Keanu mitlaufen konnte- Dafür gibt es seit dem unsere gemeinsamen „Faultierläufe“ 😊
Aber jetzt. Ich wollts dann doch nochmal wissen. Im September 2022 fasste ich dann doch den Mut wieder in die Triathlonwelt einzusteigen. Doch die Vorbereitung erwies sich auch nicht gerade als optimal. Ich wollte 5 Kg abnehmen- Fehlen nur noch 10. Statt vollem Trainingsplan gabs eine Vollzeitstelle, 13 Tag vor dem Wettkampf geht mir meine heißgeliebte Uhr ein (jeder der mich kennt weiß wie sehr ich neues Equipment verabscheue) und dann 1 Woche vor Beginn heißts dann auch noch ich muss mim „Renner“ starten weil Windschattenfreigabe ist. Ich sehe es positiv- da muss ich wenigstens nicht auf den Abstand achten. 3 Tage vor dem Wettkampf machen sich die Veranstalter Sorgen um die Wassertemperatur und eruieren etwaige Anpassungen. Naja Gott sei dank besitze ich einen Neo (den ich ebenfalls hasse) und bin ihn schließlich schon GANZE 3x eingeschwommen (seit ich ihn besitze!). Wird schon werden. Am Vortag des Wettkampfes hab ich noch schnell die Triathlon- Einstellung auf der Uhr ausprobiert- damit ja morgen alles gut läuft. Keanu muntert mich noch auf als wir beide gemeinsam kuschelnd einschlafen (Mama a wenn du jetzt a bissi dicker bist, des wird wos. Und wenn dich deine neuen Arbeitskollegen auslachen dann sagst einfach „mochs selber“. Ich wart auf dich bis du im Ziel bist, a wenn die scho alles wegräumen)
Am Renntag schmeiß ich mal wieder die Nerven (wie immer eigentlich) aber Horst der sich um die Zeiteinteilung kümmert bringt mich geduldig in die Wechselzone (Ja natürlich mit Einkaufskörbchen UND SCHUHLÖFFEL). Dann steh ich da und denk mir:“ Ähmmm… wie wor des jetzt??“ Und plötzlich fühl ich mich wie bei meinem ersten Triathlon. Irgendwann fällt mir auch alles wieder ein. Rad mim Vorderreifen zu mir einhängen, Handtuch, Helm und Brille, Schuhe und Socken, Verpflegung, Startnummer, Schuhlöffel in die Laufschuhe- alles wieder dort wo es hingehört. Dafür habe ich ein eigenes „Kisterl“ mit Namenskärtchen zur Verfügung gestellt bekommen. Ich geh die Wechselzone ab und dann geht’s schon nach draußen.
Ich zwäng mich in die grindige Gummihaut (Neopflicht ☹ )und geh Richtung Schwimmstart. Die Nervosität wird weniger und es kitzelt schon ein bisschen die Vorfreude. Ich verabschiede mich bei meinen Lieben und reihe mich ein. Das Wasser hat angenehme 12,7 Grad (wer mich kennt weiß- ich liebe es wenns kalt is des Wossa- wär auch cool gewesen ohne Neo zu probieren) und ich stelle mich weiter hinten an. Der Startschuss fällt und ich schwimm los. Wie immer kann ich mich auf meine Wettkampf -Birne verlassen. Der Schalter legt sich um, das „Denken“ dreht ab und ich mach einfach. Ich bin überrascht wie gut ich gleich weg komme. Wärhrend des Schwimmens muss ich an Ivett und unsere gemeinsamen Trainings denken und werd etwas melancholisch. Mitten unter dem Schwimmen seh ich dann Keanu und Horst die neben mir am Damm entlangstiefeln. Ich winke und rufe Keanu zu- er grinst und winkt zurück. Das ist sehr schön. Viel zu schnell ist der Schwimmpart vorbei und ich klettere über den aufgeschütteten Sandstrand aus dem Wasser in Richtung Wechselzone.
Dort lasse ich mir Zeit- geht ja um nix und sammle mich erstmal für meine absolute „Hassdisziplin“. Ich red meinem Rad noch gut zu „So Ruby- los geht’s- Wir haben scho so viel miteinander erlebt und heute schmeißt mi a sicher ned ob, host ghört?“ Ich schiebs aus der Zone- Hinter den Strich und steige auf. Ich trete rein und fühl mich gleich von Anfang an richtig wohl. Ja die Ruby und ich, wir gehören einfach zusammen. Und der Sattel von Talos Flo den ich auch schon ewig habe bringt mir immer noch Glück- auch wenn er schön langsam etwas durchgesessen ist. Und zum ersten Mal seit ich denken kann stehen mir Schweißperlen von der Anstrengung auf der Stirn- Nein diesmal ist es kein Angstschweiß. Die beiden Radrunden verfliegen nur so und ich bin fast enttäuscht als ich wieder vom Rad steigen muss (da haben sich die 3 Jahre Pause doch ausgezahlt) Ich fahre bis vor dem Strich und steige ab. Währenddessen quatsche ich noch mit den Technischen dort. Sie gratulieren mir zum punktgenauen Abstieg und ich freue mich so, dass ich bei der Uhr gleich mal falsch drücke und stoppe- Gott sei dank reagiere ich gleich und so geht’s weiter zu meine Lieblingsdisziplin.
Im Laufen habe ich leider am meisten verloren und das ist mir bewusst. Also nehm ich mir gar nix vor und laufe einfach los. Schön langsam wird’s heiß aber ich komme trotzdem noch gut durch. Dann ist es auch schon vorbei. Ich seh Keanu stehen und gemeinsam laufen wir bei 1:35:37 über die Ziellinie. Wir beide bekommen eine Medaille umgehängt und ich bussle (wie mir von meinem Papa bei meinem ersten Lauf- Event befohlen) die „Medaillenfrau“ ab. Die Emotionen überkommen mich und ich heule so dass ich mich kaum mehr auf den Beinen halten kann. Keanu ist mir eine große Stütze und tröstet mich, setzt mich auf die Bank, bringt mir Wasser und Kuchen. Und ich? Ja ich heule vor Glück noch weiter (ja bis zum Heimfahren dazwischen immer wieder mal 😊 )
Horst empfängt mich mit stolzem Blick und einem „Well done Baby“ Bis heute weiß ich nicht, ob er meine Leistung oder den „Brat-Grad“ meiner Haut gemeint hat.
Obwohl ich natürlich die Zeiten mit denen von vor 3 Jahren kaum vergleichen kann habe ich doch gesiegt- gesiegt über meine Angst, meine Faul und Trägheit, über das Gefühl „Jetzt nach der Pause brauch i a nimma anfangen“. Ich wollte einfach sehen ob der Funke noch da ist und ich kann sagen- Das Feuer brennt wieder.
Und Evi, meine Süße! Dieses Rennen ist für dich! Auf ein Wiedersehen!