1982 Julie Moss verliert 2 km vor dem Ziel die Kontrolle über ihren Körper und schleppt sich auf allen Vieren ins Ziel.

1989 Mark Allen & Dave Scott duellieren sich im Ironwar am Queen K.

1997 Sian Welch & Wendy Ingraham kopieren Julie Moss in the Crawl im Kampf um den vierten Platz.

1984: Magnum (der mit dem einzig wahren Schnauzer) startet beim Ironman, aber das ist eine andere Geschichte.

Vor drei Jahrzehnten begann meine Triathlonreise mit diesen Bildern. Nach ein paar absolvierten Langdistanzen war klar, dass diese Reise irgendwann nach Hawaii führen musste.

Nach der Qualifikation 2023 in Kalmar mit einem 5. Platz in meiner AK war es 2024 nun so weit.

Wenn man schon so viel Zeit und Geld investiert, dann gleich volles Programm. Also zwei Wochen vorher angereist und das war gut so. Die ersten Trainingstage vor Ort sind trotzt heimatlichen Hitzeanpassungstraining frustrierend. Aber vielleicht liegt es auch am Jetlag und Reisestress. Beim ersten Schwimmen am Abend in der Bucht von Kailua, bei dem noch kaum Athleten im Wasser sind, höre ich beim Blick ins dunkler werdende Blau des Pazifiks dann auch noch das bekannte Thema aus Spielbergs Film im Hinterkopf und beschließe, zukünftig nur noch in der Früh mit allen anderen zu schwimmen.

Eine Woche vor dem Rennen findet der Ho’ala Training Swim auf der Strecke des Ironman statt. Rechtzeitig vorm Start wird erzählt, dass einer der benachbarten Strände aufgrund einer Haisichtung gesperrt wurde. Was soll’s, sind genug langsamere Schwimmer da. Sam Laidlow wärmt direkt neben mir auf der Wiese auf und ich beschließe in seinem Wasserschatten zu schwimmen. Leider starten die Profis 30 Minuten bevor ich überhaupt ins Wasser komme. Auch wenn die Strecke 200m länger war und ich zügig aber nicht Renntempo geschwommen bin, war die Schwimmzeit dann eher bescheiden, aber so ist Freiwasserschwimmen im Meer halt.

In der zweiten Woche trudelt dann schön langsam meine Familie mit etwas Ablenkung vom Renntrubel ein. Auf einer Trainingsfahrt werde ich vom norwegian train Blummenfelt und Iden überholt und fahre 5 Minuten im Windschatten mit. War dann doch zu schnell. Im Kona Aquatic Center schwimmt Patrick Lange auf einer der Nebenbahnen und beim Morgenschwimm vom Dig Me beach sind mehr Profis als man kennen kann. Schon leiwand, das gibt es sonst in kaum einer Sportart.

Drei Tage vor dem Rennen beginnt dann meine „Glücksträhne“. Innerhalb weniger Stunden knicke ich mit meinem ohnehin lädierten Knöchel um, zerschneide mir beim Schnorcheln die Fußsohle beim Tritt auf eine Koralle, laufe mit der Nase voran gegen die geschlossene Balkonglastüre und schrotte dann noch mein tubeless System mit dem superteuren Aeroreifen.

Da denke ich mir schon, dass ich es nie auf die Rennstrecke schaffen werde. Schlussendlich hat das zwar alles meine Nerven strapaziert, auf das Rennen sollte es aber keinen Einfluss haben.

Der Rennmorgen beginnt wie immer zeitig und der letzte Check am Rad bringt dann noch eine kleine Überraschung, als ich 10 Minuten vorm Schließen der Wechselzone feststellen muss, dass das Vorderrad kaum noch Luft hat. Zwei Möglichkeiten gibt es jetzt, 1. aufpumpen, Laufrad drehen und hoffen, dass die tubeless-Milch jetzt vielleicht doch abdichtet oder 2. Schlauch reintun. Ich nehme 1. Das ist jetzt doch ein bisserl Stress in der Vorstartphase, weil ich nicht weiß, was mich nach dem Schwimmen erwartet, und führt auch dazu, dass ich in meiner Welle relativ weit hinten stehe.

Die Profis starten um 6.25, und ich sehe sie das Schwimmen beenden, während ich noch im Vorstartbereich stehe und auf meinen Start um 7.30 warte. Werde ich wohl nicht mehr einholen.

Mit einem kurzen Schwimmsprint vom Strand zum eigentlichen Wasserstart sichere ich mir dann doch einen Startplatz in den vorderen Reihen. Es ist zwar einen Wellenstart nach Altersklassen, aber in meiner sind über 400 Starter, sodass es doch irgendwie ein Massenstart wird.

Ich entscheide mich, dieses Mal nicht wie sonst am linken Rand zu starten, sondern ganz rechts, sodass mich mein Linksdrall nicht so leicht aus dem Feld bringt, wohlwissend, dass ich dafür Prügel einstecken werde, dafür aber vielleicht Wasserschatten finde. Ja, da muss man jetzt die Nerven behalten.

Die ersten 500 Meter sind tatsächlich eine ziemliche Prügelei, aber ich bin in einer guten Gruppe, sodass es keine Überlegungen zum pacing gibt, sondern es nur darum geht, drinnen zu bleiben. Nachdem der erste Stress vorbei ist, spüre ich das Brennen auf der rechten Wade. Da hat mich wohl, wie viele andere auch, eine Qualle erwischt. Es ist aber nicht besonders schmerzhaft und es bleibt sowieso keine Zeit darüber nachzudenken.

Nach der Halbzeitwende am Katamaran löst sich die Gruppe auf und ich suche mir die nächstschnellsten Beine, die ich finden kann. Die nächste Zeit konzentriere ich mich hauptsächlich auf die Füße des Vordermanns. Beim Ausstieg aus dem Wasser zeigt der Blick auf die Uhr, dass dieses Mal die Schwimmzeit mit 1:07 den Erwartungen entspricht. Beim Schwimmausstieg kann man dann wählen, zwischen rechts zur jellyfish sting Verarztung und links zu den Süßwasserduschen. Da es bei mir nicht so schlimm ist, geht es durch die Duschen ins Wechselzelt. Dort überhole ich gefühlt 50 Leute, die sich hübsch für das Rad machen.

Der Druck mit dem Daumen auf den Vorderreifen lässt mich aufatmen, der Reifen passt – dafür zeigt der Tacho keine Leistungswerte an – bis zum Schluss nicht.

Bewusst zurückhaltend geht es auf den Queen-K Highway, trotzdem überhole ich ständig.

Das dauernde Überholen wird sich durch das Rennen ziehen, das liegt nicht nur daran, dass ich so schnell bin ;), sondern auch daran, dass ich in der vorletzten Welle gestartet bin und die Langsamen aus den vorherigen Wellen aufsammle. Leider bilden sich dadurch auch keine Gruppen am Rad und ich bin die meiste Zeit allein in meinem Tempo unterwegs.

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Die ersten 50 km vergehen wie immer schnell und es kommen mir die ersten Profis entgegen, die bereits am Rückweg auf der Wendestrecke sind. Bald geht es nach Hawi stetig flach ansteigend rauf. Der Wind frischt jetzt etwas auf und kommt von seitlich vorne mit stärkeren seitlichen Böen. Das wird dann runter von Hawi bei Tempo um die 50km/h am Aerolenker etwas spannend.

Zurück nach Kailua bläst dann kontant mäßiger Seiten- bis Gegenwind, aber auch nicht schlimmer als im Seewinkel. Gemeinsam mit dem welligen Kurs schlägt es trotzdem aufs Tempo und das Gemüt. Offensichtlich auch bei allen anderen – ich überhole immer noch. Ich radle jetzt nur nach Puls und Körperkerntemperatur und schaue, dass beides nicht zu stark ansteigt. Kurz vor Kailua fahre ich dann an den führenden Profis, die bereits vom Energy Lab zurücklaufen und nur noch ein paar km vor sich haben, vorbei. Hier sehe ich dann vermeintliche Favoriten, die gezeichnet vom Rennen sind und teils traben oder gehen. Nur einer ist schon weiter. Als ich die Wechselzone verlasse, höre ich, dass Patrick Lange kurz vor dem Ziel ist und quäle mich stadtauswärts. Am Weg zum Alii Drive überholt mich Magnus Ditlev, der Zweiter werden sollte. Auch wenn es am Foto aussieht, als würde ich bei ihm vorbeilaufen, fehlt ihm nur noch 1km und mir 41.

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Die Sonne brennt runter, ab jetzt wird es lustig. Die ersten Kilometer fallen mir schwer. Gottseidank gibt es an den Labestationen ausreichend Eis und ich bleibe anfangs an jeder stehen und fülle meinen Anzug und die Kappe damit. Das kostet zwar Zeit, ist mir aber gerade ziemlich wurscht. Den Queen K zum Energy Lab raus, wird es bewölkter und tröpfelt auch kurz. Jetzt dampft es zwar, aber immer noch besser als pralle Sonne. Ich habe mir vorgenommen, mich bis zum berühmten Energy Lab (ca. km 30) zurückzuhalten und nichts zu riskieren. Das Rennen sollte hier für mich so richtig starten. Naja, ein große Tempoverschärfung wird es dann doch nicht mehr, aber immerhin kann ich die Pace so halbwegs halten und lasse jetzt auch Labestationen aus. Ungewohnt schnell vergehen dann die letzten 10 km, bei denen die Gedanken hauptsächlich beim Liegen im Ziel sind. Schon geht es schnell die Palani Road bergab und die Oberschenkel fangen an zu krampfen, also Tempo raus und die letzten 2 km gemütlich laufen. Der Zieleinlauf kommt dann fast zu schnell. Ich habe das Gefühl, dass ich mich noch nicht genug gequält habe, zu kontrolliert war es bisher. Aber was soll‘s, aus ist aus. Ich klatsche noch die kids ab und bin im Ziel, was dann schließlich doch eine große Freude ist.

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Am nächsten Tag hält beim Banquet oft the Champions jener Mark Allen, der vor 35 Jahren hier gewonnen hat, eine Rede und der Kreis schließt sich. Es war eine schöne, aber auch lange und manchmal beschwerliche Reise nach Kona – nicht nur die letzten 2 Wochen, sondern auch die letzten Jahre. Mal sehen, wie sie weitergeht.

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Management summary:

Gedauert hat es gesamt 10:18, davon 1:07 im Wasser, 5:14 auf dem Rad und 3:48 laufend. Das ergibt Platz 63/409 in der AK und Platz 851/2.282 gesamt.

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