IM World Championship – 14.Oktober 2023 – Kona, Hawaii
…. ein Traum wird wahr 🥰
2019 hat sich Wolfgang für Hawaii qualifiziert. Kathy und ich sind damals für einen 5-Tages-Trip nachgeflogen, da die Reise recht kurzfristig geplant war. Wir konnten ihn vor Ort unterstützen und somit die Insel kennenlernen. Sie ist magisch und schon damals wusste ich, dass ich wieder kommen muss.
Aber wie sollte ich es schaffen? Hier unter diesen klimatischen Bedingungen zu racen? Schwimmen im Pazifik? Ein Rennen mit außerordentlich fordernden Wetterbedingungen?
Aber ich habe schon viel geschafft, auch einen „Weltuntergang“ beim IM in Klagenfurt 2019. Ich werde mich weiterentwickeln und dranbleiben.
Nach gesundheitlichen Rückschlägen stehe ich im Aug. 2022 zum ersten Mal am Stockerl mit meinem 3. Platz in der AK50 beim IM Vichy, Frankreich. Leider gibt es nur einen Slot und somit gehe ich leer aus. Das pusht mich unheimlich und ich beschließe trotz erfolgreichem Self-Coaching mich nun doch coachen zu lassen. Jemand anderer muss das in die Hand nehmen. Objektivität ist gut.
Mit Mario an meiner Seite wird an den Schwächen gearbeitet. Das Training verläuft gut. Er traut mir unheimlich viel zu, pusht mich, fordert mich …. Das gefällt mir 😊 Gerade mit fortgeschrittenem Alter wird es immer schwieriger, die Balance zu finden. Weiterentwicklung ist spürbar.
Leider kann ich beim IM Austria um Juni 2023 nicht meine volle Form zeigen, doch es „genügt“ für eine gute Platzierung und den heiß ersehnten Hawaii Slot 😊
Wolfgang und ich reisen knapp zwei Wochen vor der WM an. Eine lange Akklimatisierung ist wichtig und auch der Jetlag gehört überwunden. Tägliches Morgenschwimmen am Dig-Me-Beach steht am Programm (Anm.: jeden Tag werden es mehr Schwimmer), genauso wie Radfahren am Highway und Laufen am Ali’i Drive und im Energy Lab. Am Sonntag schwimmen wir beide beim Hu’ala Training Swim die 3,8km. Spätestens jetzt sind alle Athleten hier. Ich bin sehr nervös. So weit hinaus in den Pazifik 🙂Aber geschafft!! Leider mit Rückenschmerzen währenddessen und danach.
Die Tage vergehen mit Nationen Parade, Wettkampfbesprechung, Eröffnungsfeier und kurzen Trainingseinheiten. Die Spannung steigt. Die Schmerzen im Rücken sind noch spürbar. Frau ist auch gerade „Frau“, was die Sache nicht unbedingt erleichtert. Schon gar nicht bei einer Langdistanz. Aber auch das muss mal erlebt werden. Betrifft es doch bei dieser reinen Damen-WM mindestens 20% 🙈
Samstag früher Morgen. Wolfgang hat das Management über. Ohne ihn wäre ich hier „verloren“. Nach einem kurzen frauenspezifischen Missgeschick stehe ich relativ gelassen vor dem Startblock. Auch Wolfgang ist nervös. ER weiß, was nun alles folgt – oder folgen könnte. Ich denke wie immer nur positiv und „freue mich“ auf das, was kommt – obwohl ich dabei kaum sprechen kann (und das fast schon seit Tagen).
Um 7:10 Uhr startet meine AK50 mit Wasserstart. Es ist viel los im Pazifik. Rasch werde ich von der AK18 überrollt, die wie junge Schüler über mich drüber schwimmen. Es dauert ewig, bis wir bei der Wende ums Schiff herumschwimmen. Dort draußen dürften mich (wie schon am Sonntag) Quallen erwischt haben. Ich habe am Hals vier rote Brandflecken, was während dem Rennen zum Glück nicht stört. Meine Zeit ist nicht erfreulich, aber mein Fokus ist sofort in der Wechselzone, wo ich Zeit gutmache.
Rad – ein Traum durch Kona – was für eine Stimmung 🥰Watt und HF sind hoch …. Ok, durch die Menge darf das sein. Draußen am Highway bin ich eh allein. Und dann…. endlich am Highway fahren (ohne Autos) und nicht am Radstreifen daneben wie im Training. Bergauf, bergab, es ist sowas von leiwand!! Ich halte mich an den Plan, beachte die Wattvorgaben und v.a. die Kühlung drinnen wie draußen ab der ersten Labe. Man fühlt sich trotzdem wie eine Henderl am Grill. Nach 95km bin ich in Hawi und darf endlich wenden. Wind, Hitze, Sonne – die Kopfschmerzen vergehen nicht, aber es geht sicher jedem so. Das ist Hawaii. Das ist ja kein Kindergeburtstag.
Die Km verfliegen, die Stunden auch. Das wird eine Bombenzeit. Zurück ist es immer schwieriger, da es meist mehr Gegenwind gibt. Aber dass ich so gut drauf bin, überrascht mich selbst 🥰 Beim Energy Lab steht Wolfgang und ruft mir zu, dass ich mehr als 100 Plätze gut gemacht habe. Wow!! Die Watt steigen, die HF auch 😜Zurück in Kona, zurück in der Wechselzone. Was für eine Stimmung!
Spätestens jetzt muss ich aber eine Klopause einlegen, die mir mind. 3min kostet. Keine Verdauungsprobleme (da bin ich mittlerweile sehr gut eingestellt), aber zum Platzen vollgefüllt.
Ab auf die Laufstrecke. Jetzt nur nicht heulen vor Freude. Es tut nichts weh!! Mein Gott wie leiwand 🥰 Stimmung aufsaugen und fokussiert laufen. Nur nicht stolpern (2x fast passiert). Bei jeder Labe kommt ein Becher Eis in den BH, mind. ein Becher Wasser über den Kopf und 1-2 Becher ins Gesicht (Mund). Am Ali’i Drive wellig hin und zurück, bergauf die Palani Road und dann hinaus am Queen K’Highway. Ab jetzt gibt es nur mehr vereinzelt Zuschauer bzw. Stimmungsnester. Ab jetzt sollte auch der Wind spürbar sein, doch der war schon am Rad schwächer als sonst. Man könnte meinen, das war gut so, aber hier auf Hawaii ist alles anders. Stell dir vor, du läufst auf der Autobahn und die Sonne knallt von oben auf dich und die Straße …. stundenlang 😜das ist Hawaii!!
Ich laufe nach Gefühl. Sich nach der Pace zu orientieren, wäre fatal. Das Prozedere an den Laben bleibt gleich: ein paar Schritte gehen und dabei alles aufladen. Ich glaube, dass mir das Eis an der Brust enorm geholfen hat. Es hält sich meist bis zur nächsten Labe, ca. alle 2km.
Wolfgang kann mich am Highway ein paar Mal antreiben. Endlich kommt die Abzweigung ins Energy Lab, nun ist die Hälfte in etwa geschafft. Aber jetzt wird es härter (Anm.: Im Energy Lab dürfen keine Zuschauer stehen, weil es da unten zu heiß ist 🙈). Wende im Energy Lab. Die Sonne geht unter, also ist es jetzt ca. 18 Uhr. Bergauf aus dem Energy Lab. Mühsam wie vermutet. Auch ohne Hitze und Vorbelastung wäre es ab Km 28 mühsam. Wolfgang pusht mich oben am Highway nochmals „nur mehr gute 10km“ (also 12 oder so). „Wir sehen uns im Ziel“. Er kann hier nicht mehr an der Seite stehen, da die Straße in Richtung Kona gesperrt ist. Außerdem ist es rasch dunkel geworden (wie immer hier auf Hawaii dauert das wenige Minuten). Ich bin noch nie in solch einer Finsternis gelaufen. Habe erst bei der Wettkampfbesprechung erfahren, dass der Highway nicht beleuchtet ist. Es ist stockfinster. Nur bei den Kreuzungen gibt es wenige Laternen.
Jetzt wird das Laufen noch mehr eine Gefühlssache. Ich spüre, wenn’s bergab geht und wieder bergauf. Auf der Garmin kann ich nichts erkennen. Mein Fokus bleibt nach vorne gerichtet. Nur nicht stolpern. In der Ferne ist Kona sichtbar. Es kann nicht mehr lange dauern. Laufen, verpflegen, Schritt halten. Mädel – jetzt sind es nur mehr wenige Km. Die Lichter werden mehr, Kona ist greifbar. Davor geht es aber (eh klar vor Km 40) noch schön bergauf. Dann rechts hinunter vom Highway. Lichter, jubelnde Zuschauer. Die Schritte werden schneller.
Palani Road bergab … Mädel nur mehr 2 Km 😜 Die Labe lass ich stehen (ich weiß, das ist ein Risiko, aber mir geht’s so richtig gut). Jetzt kommt nichts Schwieriges mehr. Ich beschleunige, fühl mich stark, freu mich auf das, was gleich kommt 🥰
Fokussiert bleiben, nicht stolpern, niemanden umlaufen…. Ich biege rechts in den Ali’i Drive ein. Jetzt nur nicht heulen. Ein knapper Km. Wolfgang wird hier irgendwo stehen und ich werde ihn hören. Hinein in den Zielkanal. Immer mehr Leute. Jetzt auch am Teppich. Ich höre Wolfgang. Ich sehe den Zielbogen. Ich überhole, sprinte, sprudle vor Emotionen …. Mädel – pass nur auf …. da bin ich …. die Rampe hinauf …. die Arme hoch …. geschafft 🥰 Wie geil ist das denn!!!
Die Rampe hinunter. Gleich sind zwei Volunteers links und rechts bei mir und führen mich durch den Finish-Bereich. Sie fragen, wie es mir geht. Mir geht’s herrlich 🥰 Anm.: Jeder Athlet wird auf diese Weise in den Recovery-Bereich geführt. Somit wird man bis zum Ausgang überwacht.
Ich hab’s geschafft. Ich hab die WM hier auf Hawaii ohne Probleme gefinisht. Ich bin durchgelaufen. Bin mit meiner Laufpace sehr zufrieden. Natürlich gibt’s noch Verbesserungspunkte, aber heute war das mein Optimum an Leistung und Feinabstimmung, was die Renneinteilung betrifft und auch das Handling an den Laben.
Man lernt nie aus und mit jeder Langdistanz werde ich besser.
Ich bin überglücklich, dass ich ein (fast) perfektes Rennen hatte. Bin mit meiner Zeit von 12:32h mehr als happy (v.a. für Hawaii Bedingungen). Ich weiß, da geht noch was. Da steckt noch was in mir.
Meine Motivation ist ungebrochen und diese bringt mich auch weiter. Tag für Tag. Denn ich weiß, was ich kann und was ich noch lernen kann. Mein Traum geht weiter 🥰
An der Motivation wird’s nicht liegen, so ein Projekt irgendwann wieder zu starten, dann schon eher an den Finanzen 😜 Aber es war jeden Meter wert!
Ein großes DANKE an Wolfgang. Wir teilen diese Leidenschaft. Wir haben den gleichen „Knall“ und gerade deswegen funktioniert es so gut bei uns. Ohne ihn (und seine Erfahrung hier auf der Insel) wäre ich hilflos und verloren.
DANKE an Mario. Deine Erfahrung – nicht nur hier bei der WM – ist so wichtig. Du verstehst, wie man mit einem „reiferen“ Mädel umgeht, das selbst mit der trainingstechnischen Seite vertraut ist. Du forderst mich, wie ich es selbst nicht immer so mit mir machen würde 😜
Danke für’s Mitfiebern daheim (v.a. meine Maus 🥰und alle am Live-Tracker und in der WA-Gruppe). Ihr ward der Hammer 🥰 Ich hab euch gespürt – am Highway, kurz vor Hawi (Kathy da warst du mir sehr nah), auf der Palani Road, am Ali’i Drive und im Zielkanal 🥰
Meine Zeiten: swim 01:35:03
bike 06:18:18
run 04:26:13
TOTAL: 12:32:53
103. von 309 Damen in der AK 50-54
Gesamt ca. 2100 Athletinnen