Alter Schiffsdiesel und Formel 1 Motor bei den österreichischen Meisterschaften in Obertrum
Nach jahrelangem langdistanzähnlichen Training habe ich mir gedacht, ich werde 2022 einmal den Hubraum erhöhen bzw. der Verbrennung mehr Sauerstoff zuführen und für die Sprint- und Kurzdistanz trainieren, um dann nächstes Jahr viel schneller auf die Langdistanz zurück zu kehren, oder so ähnlich.
Hinzu kam ein Bänderriss im Knöchel, gefolgt von einer Achillessehnenentzündung, welche die Laufkilometer in den letzten Monaten auf langdistanzuntaugliche durchschnittlich 13km/Woche in diesem Jahr reduziert hat. Aber Laufen ist eh überbewertet, oder war das das Schwimmen?
Also fest VO2max-Zeugs trainiert und her mit den kurzen Distanzen.
Nun, jetzt baut man einen fünfzig Jahre alten Schiffsdiesel aber nicht so einfach mit ein bisschen Training auf einen Formel 1 Motor um. Das musste ich in den letzten Wochen erkennen.
Die ÖM Sprintdistanz in Wels war dann für meinen Geschmack doch zu kurz und hat neben dem Geschmack nach Eisen, und der Qualifikation für die AG-EM in München, aufgrund der stromabwärts-Schwimmstrecke auch einen PB (1:02) auf der Sprintdistanz gebracht. Zugegebenermaßen, allzu schwer war die Quali nicht. Das verbleibende Starterkontingent wird beim letzten Rennen einfach mit den willigen Startern in der Reihenfolge des Einlaufens gefüllt.
Bei der ÖM Kurzdistanz in Obertrum ging ich hauptsächlich deshalb an den Start, weil ich sowieso Erik zur Staatsmeisterschaft begleiten wollte, und wenn man schon dort ist, kann man auch gleich etwas sinnvolles machen.
Also an einem sehr sonnigen Tag Start in der 2. Welle (bei den Alten halt) 5 Minuten nach der ersten Welle. Kurz vorm Landgang zur 2. Runde hat mich dann ein gewisser Luis Knabl überrundet (schon schnell), was mich veranlasst hat, vor dem Sprung in die zweite Runde ein paar Sekunden auf Erik zu warten, um ihn anzufeuern. Nur der kam nicht gleich.
Mein neoprenfreies Schwimmen war wie immer ein Überraschungsei aber betont stressfrei und locker gewählt, weil es eh wurscht ist. Den Blick auf die Uhr nach der ersten Runde habe ich mir gleich einmal erspart. Der Schwimmsplit entspricht leider diesem entspannten Zugang.
Die Radstrecke war dann ein eher anspruchsvolles Bergauf, gefolgt von sehr schnellen Bergabs, insgesamt etwas länger als die übliche Distanz. Da man, wie gesagt, einen Schiffsdiesel nicht so schnell umbaut, war ich im Schnitt nur mit vier Herzschlägen/Min mehr unterwegs als beim letztjährigen IM Frankfurt. Aber immerhin brachte ich 30 W mehr Leistung auf die Pedale. Ein bisschen mehr Wille zur Qual, wäre da schon gefragt gewesen.
Die Laufstrecke hat aufgrund von Schotter- und Wiesenstellen, vielen Kurven und einem längeren Anstieg zu längerem Verweilen eingeladen, und so ging es die ersten Kilometer gemächlich dahin. Nach meinen ersten zwei Kilometern kam mir dann Erik auf seinen letzten zwei Kilometern entgegen.
Also war dieses Duell wenig überraschend auch entschieden. Unmittelbare Gegner waren kaum zu identifizieren (man ist ja selbst immer der Meinung, dass man viel jünger wäre als die anderen, die da herumlaufen), sodass die Motivation sich noch mehr zu quälen, nicht unbedingt einschoss.
Nach 8km Lauf kam mir dann allerdings schon der Gedanke, dass das Rennen – anders als sonst – gleich aus ist, und ich fand dann den dritten Gang in meiner beschränkten Bandbreite, was die Herzfrequenz auf unglaubliche 166 bpm brachte. Also ins Ziel gesprintet, koffeinhaltiges Zeugs getrunken und geschaut, was der Sohn gerissen hat.
Erik hat offensichtlich den fehlenden Schlaf der letzten Woche beim Schwimmen nachgeholt. Die Schwimmzeit war für seine Verhältnisse – nennen wir es – eher bescheiden. Das Radfahren, war für jemanden, der gewohnt ist, Supersprints und Sprints im Windschattenformat zu fahren, aufgrund der Höhenmeter ganz in Ordnung. Mit der viertschnellsten Laufzeit (deutlich schneller waren nur die Olympiastarter Hollaus und Knabl) konnte er sich schließlich auf den 10 Gesamtrang vorschieben. Das U23-Podium hat er krampfbedingt leider auf den letzten Metern um sieben Sekunden verpasst.
Es war seine erste Kurzdistanz, aber mit einem besseren Schwimmen wären vermutlich schon noch ein paar Plätze drinnen gewesen.
Schlussendlich war er dann doch 28 Minuten kürzer als ich unterwegs. Wäre das auch geklärt.
Bevor wir dann heimfuhren, haben wir sicherheitshalber noch nachgesehen, ob der alte Mann nicht vielleicht in der AK etwas zusammengebracht hat. Und siehe da, da ging sich doch ein österreichischer Meister in der M50 aus.
Jetzt noch die Sprint EM in München durchdrücken und dann darf ich wieder Langdistanz machen.