Diesmal wird’s echt lang, da es nicht nur ein Wettkampf, sondern ein Abenteuer war. Wer also nur den Wettkampfbericht lesen möchte empfehle ich später wieder einzusteigen 😉
In Podersdorf letztes Jahr habe ich mich für die Sprint EM in Kazan qualifiziert. Lange habe ich überlegt ob ich das überhaupt machen soll. Da kommen schließlich die Besten der Besten zusammen. Wer mich kennt weiß, dass ich ja nie mit meinen Leistungen zufrieden bin. Daher hatte ich auch das Gefühl als würde ich dort nicht hingehören. Ein Fehler vielleicht, Zufall oder Glück. Aber wegen meiner Leistung kanns nicht gewesen sein. So richtig „losgelassen“ hat‘s mich schließlich doch nicht und nach dem ich Kazan gegoogelt habe war klar: Das muss ich mir anschauen. Eine Reise mit Nervenkitzel beginnt.
In den letzten Wochen haben mich viele gefragt: Wie ist die Strecke? Wann geht’s los? Leider konnte ich immer nur mit: Keine Ahnung! Antworten. Informationen gab es keine. Circa eine Woche vor dem Rennen konnte man sich über Umwege auf der offiziellen IronStar Seite einen Athletes Guide runterladen. Zumindest weiß man jetzt wenigstens ein bisserl was. Gott sei dank hat mir unser Vorstand einen tollen Organisator und Reiseleiter zur Verfügung gestellt. Somit musste ich mich weder ums Hotel, Visa oder sonst irgendwas kümmern. Danke Schatz!
Einen Tag vor Abflug bekomme ich dann noch ein Mail vom ÖTRV. Die Nenngelder wurden noch nicht in Rechnung gestellt. Am nächsten Tag am Gate sitzend endlich Entwarnung. Alles überwiesen. Es geht los.
Als wir in Kazan ankommen geht’s schon los. Das Rad ist nicht angekommen. Das Flughafenpersonal weiß nicht wo es steht und Keanu bekommt mal kurzzeitig Panik, weil der arme Klaus (Danke für borgen!!!) jetzt seinen Koffer wohlmöglich nichtmehr bekommt. Raunzen hilft nix, ab ins Hotel und darauf hoffen, dass es am nächsten Tag ankommt. Den ersten Tag verbringen wir mit Sightseeing in dieser traumhaften Stadt! Dank Karin‘s Polo konnte ich ein bisserl „Werbung“ für den LTC machen. Nebenbei holen wir die Startnummern und stehen vor dem nächsten Problem. Meine Lizenz sei keine Lizenz, weil da kein Photo drauf ist. Mit ach und krach konnte ich die Leute dort, die natürlich kein Wort Englisch sprechen, davon überzeugen, dass das so passt. Gut also Startnummer habe ich schon mal. Also weiter gings mit Sightseeing und Parade der Nationen. Ich war leider als einzige Österreicherin dort und fühlte mich bei den überlegenen Briten und Russen ein bisschen wie bei den Tributen von Panem. Die überlegenen Distrikte 1 und 2 gegen uns aus dem 12ten 😊 aber gerade mit den Briten haben wir in dem Urlaub viele Bekanntschaften geschlossen und wirklich viele tolle Gespräche gehabt. Am Abend zurück im Hotel konnte ich endlich mein Rad in Empfang nehmen.
Am nächsten Tag nach erneutem Sightseeing, am Check in gleich wieder ein Problem. Bike einchecken ohne präsentieren der „Uniform“ geht nicht. Die liegt im Hotel. Steht ja nirgends. Mit den Worten Tomorrow, Tomorrow lassen sie mich durch. Nach einem heftigen Regenguss inklusive Gewitter, der mir auch noch das Probeschwimmen unmöglich gemacht hat, geh ich dann zur Wettkampfbesprechung. Dort erfahre ich das für mich wichtigste: Köpfler brauch ich nicht. Gott sei Dank. Aber üben sollte ich den trotzdem. Nochmal habe ich das Glück nicht mehr. Also ohne abfahren, schwimmen oder laufen wird’s dann morgen eben ein Blindflug in jeglicher Hinsicht.
WETTKAMPFBERICHT:
Willkommen zurück an alle die den oberen Teil übersprungen haben!
Mein erster Weg führte mich zu den TO’s um meine „Uniform“ und meine Startnummern Tattoos zu präsentieren. Ich fühlte mich wie eine von den ganz Wichtigen. Da auf dem Startnummern Sackerl gekennzeichnet war, dass die Tattos auf dem Handrücken gehörten, wurden ganz viele, welche bei der Wettkampfbesprechung nicht genau zugehört haben mit Eding am Oberarm und auf den Waden bemalt.
Ich stehe dann also nochmal mit meinen britischen Mädels zusammen und quatschten. Was nimmst dir vor? Najo 12 min Schwimmen. Am Bike können wir ja eine Gruppe bilden…. Ähhhhmmmm genau ☹ schon wieder kommen Zweifel. Als ich dann im Startblock die herzliche Lemi (der wir noch ganz oft über den Weg laufen) treffe die mir erzählt sie hat sich mit der Zeit von 1:08 qualifiziert rutscht mir das Herz ins Hoserl. Aber Panik kriegen darf ich da jetzt nimma. Sonst is „grennt“ Ich schau mich um. Alle sind so fit und motiviert. Ich komm mir ein bisserl vor wie ein Wal unter Forellen. Aber egal. Jetzt bin ich schon da und ich pack das!
Ich häng also am Schwimmstart. Hupe und alle schwimmen los. Nach 200m beginnen die ersten mit Brustzügen. Einige drehen sich am Rücken und ich ziehe nur so an ihnen vorbei. „Verdammt nochmal ich hab‘s echt verdient da zu sein. Ich kann das.“ Denk ich mir und schon legt sich der Schalter um. Race Mode on. Nach 18:23 komm ich aus der dreckigen, welligen Wolga. Ab in die 250m entfernte Wechselzone. Natürlich waren die Mädels schon weg. Ab aufs Radl und los geht‘s.
Da Windschattenfreigabe war sattelte ich mein Rennrad. Was auch gut war, weil bei dem Wind hätte ich mein Tribike wahrscheinlich nicht gehalten. So strample ich und bin leicht überfordert von den Leuten rund herum. Knappes überholen, knappes auffahren, Gruppen bis zu 6 Leuten die richtig aufeinander warten. Da sieht man halt schon die echt guten und sicheren Radfahrer. Jap radeln muss ich noch mehr üben. Da bin ich zu vorsichtig und verliere selbst bei Windschattenfreigabe Plätze. Ich komm einfach nicht nach, aber egal denn an der Radstrecke gibt’s viel Schönes zu sehen 😊 Da sich ein paar im vorab Gespräch über die schlechten Straßen beschwert haben, bin ich immer aufmerksam. Aber wer schon mal die burgenländischen Radlwege zur Erntezeit gefahren ist, hat mit dem Asphalt in Kazan auch kein Problem. Trotzdem komme ich mit einer Zeit von 40:52 und einem Schnitt von 29,6 km/h zurück in die Wechselzone. Talos Flo hat mir einen tollen Radsitz geschenkt, und der hat mir anscheinend doch ein bisschen was von seiner Kraft übertragen.
Wechseln und laufen. Wie immer fällt mir ein Stein vom Herzen sobald ich meine Laufschuhe anhabe. Es kann nichts mehr passieren, ich bin praktisch fast fertig. Auf der Strandpromenade kämpfe ich mit dem Wind und so kann ich leider nicht unter 5min laufen. Ich schrei noch meinen britischen Mädels zu, die sich schon fast im Zielkanal befinden. Ich lauf meinen 5er in 25:10 und muss im Ziel erstmal heulen! Geschafft! Nach 1:28:48 (AK Platz 7) bin ich fertig. All meine Unsicherheit, meine Versagensangst… Heute hab ich sie besiegt. Ich gehöre da her, ich kann das, und ich kann auch mal zufrieden sein! Das wird mir in dem Moment klar. Ich kann auch mit den richtig guten mithalten. Und im Ziel stehen wir alle zusammen, trinken Bier und feiern. Eine schöne Erfahrung!
Ein traumhafter Urlaub mit vielen tollen Leuten, wunderbaren Sehenswürdigkeiten und einmaligen Eindrücken geht zu Ende! Wir verlassen das gastfreundliche Russland, wo zwar (fast) kein Mensch English spricht, aber dir alle mit „Händ und Fias“ weiterhelfen. Gut das ich das gemacht habe.