Bericht vom IRONMAN South Africa von Flo Talos
Sehr gut vorbereitet gehts per Direktflug nach Kapstadt, danach weiter nach Port Elizabeth wo ich auf eine sehr harte (windige) Probe gestellt wurde. Schon Wochen vor dem Start hab ich immer das Wetter beobachtet – im Nachhinein betrachtet, kann man alle Vorhersagen vergessen – die Wochen und auch die kurz davor …
Nach dreimal schwimmen im Meer (je~1,2km) dachte ich mir, es kann doch nicht so schlimm werden – falsch gedacht …. Einmal kurz Laufen, wo mir die Hitze ordentlich zusetzte und einmal radeln, durchschütteln lassen, sollten meine letzten Trainings vor meinem 2. Ironman sein.
Hatte ein sehr gutes Gefühl, dass ich SUB10 bei normalen Wetterbedingungen schaffen kann, jedoch kam dann alles etwas anders ….
Wettkampfmorgen:
Um 04:00 ging’s aus den Federn und die Nervösität wurde auch mit jede Minute die verging größer. Wie die Zufälle so spielen stieg auch Max Kornhofer und auch Pro Samuel Hürzeler aus der Schweiz in unserem Guest House ab. Wir haben beide am Rennmorgen leider nicht mehr gesehen.
Schwimmen:
Ein Blick aufs Meer und davor auf die Wetterapp haben gute Bedingungen prognostiziert, aber als ich mir meinen Neoprenanzug überstreifte wurde verkündet, dass die Schwimmstrecke wegen „choppy conditions“ von 3,8km auf 1,6km gekürzt wurde – der Wellengang war draußen dann doch stärker als man vom Strand sehen konnte. Mein erster Gedanke war eigentlich: „ok, wird schon seinen Grund haben“ – sieht man dann auch (vor allem) an meiner und auch an anderen Athleten Ihrer Schwimmperformance wie schlimm es wirklich war. Kurz vor dem Start noch einmal meine Freundin unter den vielen Menschen auf der Promenade entdeckt und zugewunken bevor ich mich um ca. 07:00 in die Wellen schmiss. Leider habe ich wieder einen Anfängerfehler gemacht und die Brille innen nicht benetzt oder abgewaschen – somit war ab 300m kurzer Blindflug angesagt – was es aber eigentlich sowieso die ganzen ~1,6km waren, da ich die Bojen wegen der Wellen kaum sehen konnte. Nach 350m musste ich kurz stoppen um die Brille nass zu machen damit ich wieder halbwegs etwas sehe – ging dann gut bis zu Wendeboje als ich dann plötzlich einen Schlag auf meinem linken Handgelenk gespürt habe – hoffentlich bin ich jetzt nicht in der Wechselzone war mein erster Gedanke – da die Leitbojen auch kaum zu sehen waren hab ich mich immer nach meinen Nachbarn gerichtet, was sicher nicht die ideale Linie war – aber was soll’s, letzte Boje rechts abbiegen und von den Wellen raustragen lassen …. denkste, war genauso hart ans Land zu kommen wie draußen sich durchs offene Meer zu pflügen. Endlich festen Boden unter den Füßen – erster Blick auf die Uhr – verdammt – die Zeit wurde pausiert – Tastensperre raus und weiter gings die Stiegen hoch durch die Duschen und Wasserbecken zum blauen Bike-Beutel.
Bike:
Nachdem ich den Neo und die Schwimmutensilien im Beutel verstaut hatte wurde ich noch an Händen und Beinen mit Sonnencreme eingecremt, was sehr nett und lustig war – die Volunteers hatten großen Spaß dabei. Helm rauf und über den sehr sehr rauen Parkplatz-Asphalt mit aufgeweichten Füßen zum Rad zu laufen war eine echte Qual – dieser Parkplatz wurde noch am Tag davor per Staubsauger von den vielen kleinen Glassplitter befreit. Rad in Reihe sieben gleich gefunden und dann gings raus zur Überholrunde. Durch meine echt suboptimale „Open-Water-Wellen-Performace“ und den zu späten Start war ich auf der ersten Radrunde meistens nur rechts zu finden, da die Radrunden links gefahren wurden. Der Küste entlang ging es sehr rumpelig dahin bis die zwei knackigen Anstiege + Wende kamen. Bei den schnellen Abfahrten musste ich immer prüfen, ob sich meine beiden Trinkflaschen nicht verabschiedet haben. Die nicht endend wollende gerade nach Port Elizabeth zurück war dann der absolute Wahnsinn – diese Strecke gehörte meinem „Freund“ dem Wind. Unter 30km/h, na sehr toll habe ich nur mehr gedacht und er wurde in Runde zwei noch stärker. Bei einer Abfahrt kurz vor der Wende hat sich dann eine meiner Radflaschen in Runde 2 ausgeklinkt – war aber nicht mehr so tragisch, da ich sie schon fast geleert hatte. Beim zweiten Ritt Richtung Port E. sah man dann auch schon den anderen Athleten an, dass diese Bedingungen auch sehr an Ihren Substanzen nagten. Die letzten Kilometer ging es leicht bergab bis man wieder auf die Promenade mit Gegenwind abbog – geschafft …. Rad auf den Platz und wieder über den groben Asphalt barfuß rüber zu den Run-Beuteln. Da ich das letzte Drittel der zweiten Radrunde ziemlich alleine war bin ich auch alleine zum Run-Bag-Ständer rüber und es haben sich gleich 2 Volunteers auf mich gestürzt – der eine wollte mir die Socken anziehen, der andere hat mir schon mein Kapperl aufgesetzt und hatte schon die Sonnenbrillen in der Hand – Service war TOP !!!
Run:
Bin mit super Beinen raus auf die Laufstrecke – die ersten 15km dann aber doch viel zu schnell angelaufen – klassischer „Anfänger-Fehler“ den schon jeder Triathlet irgendwo gelesen hat. Musste dann für diesen Fehler die letzten 20km hart bezahlen. Der Gegenwind auf der Laufstrecke würde gefühlt von Minute zu Minute stärker und mein Magen spielte die letzten 10km leider auch ein bisschen verrückt. Da unser Guest House direkt auf der Laufstrecke lag konnte ich jede Runde mit meiner Freundin abklatschen und Kraft tanken – was mir sehr geholfen hat um das Ding ins Ziel zu bringen. Auch die Familie wo wir untergebracht waren, haben uns alle lautstark angefeuert, während sie sich Bier und Hotdog’s schmecken ließen. Endlich letzter Anstieg (insg. 250 Höhenmeter laut Uhr) und dann noch 2km mit Gegenwind Richtung Finisherline – ich biege in den abgesperrten Schlauch Richtung Ziel ein, ein Blick zurück, kein Verfolger weit und breit – ich beschleunige, ungewollt, gepusht vom Publikum an den Geländern – der Kommentator spricht „one more our Top-Athlete‘s coming trough that red carpet – Florian Talos all the way from Austria – YOU ARE AN IRONMAN !!!“
Endlich im Ziel, ich schreie meine Erleichterung in den Himmel Port Elizabeth’s – geschafft – der härteste Triathlon welchen ich bis jetzt bestritten habe ist Geschichte
Bei der Medaillengravur kam dann der klassische Schüttelfrost wie in Klagenfurt – plötzlich wurde mir eiskalt und ich musste mir sofort was warmes überziehen. Das erste mal nahm ich dann auch die Gratis-Massage in Anspruch …. nach 5min erster Krampf in der rechten Wade – kurz danach am rechten Schienbein – sofort wurde von den 2 Volunteers ein älterer Masseur gerufen, welcher die Krämpfe dann schnell wieder entspannte
Fazit:
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden – beim Schwimmen ist noch Luft nach oben …. kann man aber mit See-Rennen nicht vergleichen – danke an die Rennleitung die das Schwimmen gekürzt hat, weil ohne die Verkürzung hätte dieses Rennen wahrscheinlich kein Happy End für mich gehabt. Mit einer Radzeit von 5h21min bei ~ 1600 Höhenmeter sollte ich eigentlich enttäuscht sein, bin ich aber nicht, da ich auch bei diesen schweren Bedingungen alles gegeben habe. Beim Laufen hab ich meinen 2ten Marathon halbwegs souverän in 3h:31min ins Ziel gebracht.
Ein weiteres cooles Highlight war, dass wir am nächsten Tag Samuel Hürzeler (insg. 12 Platz) mit in den Addo-Elefanten-Park mitgenommen haben und den Tag mit einem PRO verbringen konnten – echt cool und nett wie der 5-fache Inferno-Triathlon-Gewinner und IM Cozumel 2te (2018) am Boden geblieben ist
Ganz besonders will ich meiner Freundin danken, Sie hat mich
auf meinem ersten Ironman-Fernreise-Abenteuer begleitet und mir immer Kraft und
Zuversicht gegeben.
Danke auch an meine Family und an alle, die mir die Daumen für meinen 2ten Ironman gedrückt haben!
Danke auch an das Team von „Geheimrad von Hafner“ die meine Sonderwünsche immer schnell und zu meiner vollsten Zufriedenheit umgesetzt haben.