IM 70.3 World Championship Nelson Mandela Bay South Africa
Eigentlich war das Ziel schon lange vor dem Start erreicht – die Qualifikation zur Teilnahme an diesem Event im 2. Versuch, beim IM 70.3 Marbella im April diesen Jahres. Die Teilnahme gemeinsam mit Renate an unseren Hochzeitstagen (01.09. Standesamt, 02.09. Kirche) und ein Familienurlaub mit Verena. Dass sich auch noch Ivett, Klaus und Flo qualifizieren konnten, machte das Ganze noch besser.
Der Fokus des Trainings der letzten Monate war auf diesen Bewerb gelegt, deswegen u.a. auch der Entschluss keine Langdistanz heuer zu machen. Denn es ist etwas ganz besonderes an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Dabei ist für mich keine Platzierung im Vordergrund gestanden, aber ich wollte alles herausholen was in dem Körper steckt, kalkuliertes Risiko gehen, da doch die Zielankunft das Wichtigste war.
Doch der Reihe nach:
Der Abflug erfolgte bereits 2 Wochen vor dem Bewerb, da wir auch Eindrücke vom Land erhalten wollten und ein anschließender Urlaub an den Bewerb aufgrund des Schulbeginns für Verena nicht möglich war. Somit absolvierten wir eine 18 stündige Reise vom Hochsommer in den Spätwinter. Neben dem Genießen der atemberaubenden Schönheiten der Natur (Wale, Delphine, Löwen, Elefanten, herrlichen Küsten, ….) war bei den herrschenden Temperaturen auch gleich eine Verkühlung eingefangen.
Nach unserer Rundreise treffen wir am Mittwoch in Port Elisabeth ein. Eine schöne Hafenstadt an der Südostküste des Indischen Ozeans gelegen. Jetzt gilt es sich mit den Bedingungen und der Strecke vertraut zu machen und vor allem das Flair einer WM aufzusaugen. Ca. 4000 Athleten aus 102 Nationen werden am Samstag (Damenrennen) und am Sonntag (Herrenrennen) am Start stehen.
Samstag 01.09. Damenrennen: Das Damenrennen ist noch im Gange (siehe Berichte Renate und Ivett) als das Einchecken der Herren beginnt. 2 Wechselzonen im Abstand von rund 2km gilt es zu befüllen, ohne das laufende Renne zu behindern. Der Organisationsaufwand ist entsprechen hoch. Beim Abendessen werden von den Herren noch so viele Erfahrungen wie möglich aufgesogen.
Sonntag 02.09.: 0500 Uhr läutet der Wecker, Fahrt in die Nähe der 2. WZ, Fußmarsch zur 1. WZ letzter Check. Das schöne Wetter der letzten Tage ist Geschichte – es regnet. Zumindest der Wind kommt aus der „richtigen“ Richtung – Westwind bedeutet hier ein ruhiges Meer und Rückenwind auf den letzten 50km. Die WZ schließt um 0730 Uhr. Das ist gleichzeitig der Start der Profis. Mein Start ist um 0857 Uhr, also noch reichlich Zeit um vor lauter Nervosität narrisch zu werden. Der Start erfolgt nach Altersklassen. Innerhalb der Altersklasse werden alle 10 Sek 10 Athleten ins Wasser gelassen.
Gegen 0830 Uhr bemerke ich, dass der Wind dreht und das Meer entsprechend unruhig wird, was meine Nerven nicht unbedingt beruhigt. Gegen 0900 Uhr geht’s los. Davor noch eine Umarmung mit der für mich zuständigen Startrichterin (die hat das offensichtlich alle 10Sek mit jeweils 2 Athleten gemacht von 0730-0930Uhr ….) und dann ins Wasser – zu Beginn Kampf gegen die Brandung und nach erst rund 100m kann man von Schwimmen sprechen. Die ersten 800m sind in Ordnung, aber die folgenden 300m quer zum Wind und den Wellen werden zum Kampf. Unterhalb der Eckbojen kann ich einige Taucher erkennen, die runter ins tiefe Blau schauen. Sie sind für die Haifischis zuständig, falls einer das Frühstück versäumt haben sollte. Die Angst Seekrank zu werden oder einen kräftigen Schluck Salzwasser zu nehmen ist weit höher als vor irgendwelchen holywoodbeeinflussten Horrorszenarien. Die letzten 800m zurück sind zwar mit dem Wind aber gegen eine seitliche Strömung, die es schwer macht die Richtung zu halten. Somit ist die Schwimmzeit mit 34:11 keine berauschende, aber ich bin froh in 1. WZ zu laufen. Vor der WZ gibt es die Wetsuitcrasher. Das sind Helfer die einem mit einem Ruck den Neo von den Beinen reißen. (ur leiwand!)
Der Radkurs ist wellig mit rund 800HM. Der Asphalt ist sehr rau und bucklig. Ich habe noch nie so viele Leute mit am Straßenrand mit Defekten stehen bzw. Flaschen, Verpflegung, und Radteile herumliegen gesehen. Aufgrund der Nässe und des Fahrbahnzustandes fahre ich einige Abschnitte mit angezogener Handbremse. Trotz der Masse der Starter wird verhältnismäßig fair gefahren. Trotzdem dürften die Schiedsrichter streng sein, denn die Penaltyzelte sind überfüllt. Mittlerweile ist der Wind fast eingeschlafen bzw. hat er wieder gedreht, sodass die Rückfahrt entlang der Küste etwas angenehmer wird. Saudreckig aber erleichtert, dass das Rad gehalten hat bin ich mit einer Zeit von 2:36:11 in der 2. WZ. Auch hier gibt es das System der Bikecatcher, die einem das Rad sofort nach dem Absteigen abnehmen. Bei den eher niedrigen Temperaturen komme ich um einen Boxenstopp am Klo nicht herum.
Beim Halbmarathon entlang der Küste werden 2 Runden mit jeweils 2 Anstiegen gelaufen. Insgesamt sind rund 100HM zu absolvieren. Die Laufstrecke ist fast durchgehend mit Zuschauern gesäumt und die Stimmung ist großartig. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich nehme mir vor den Zieleinlauf wirklich zu genießen und zu lächeln (Auftrag von Verena!). Kurz vor dem Zielkanal gibt mir Renate noch die Fahne in die Hand ……. Eine mit Sicherheit bleibende Erinnerung. Laufzeit: 1:39:07
Gesamtzeit: 4:57:34 Pl 92 von 267 in der Ak
Zum Vergleich ein paar Daten, um zu sehen was für Kapazunder hier am Start waren:
Der Sieger in der Ak 50-54, ein gewisser Carl Brummer aus Schweden: 4:19:32 Laufzeit: 1:19:32
Mit meiner Zeit wäre ich in der Ak 60-64 nur 7. geworden.
Der Sieg wäre sich erst in der Ak 65-69 ausgegangen. Der Sieger der Ak 75-79 hat 5:54:58 gebraucht – ohne Worte!
Unterm Strich bin ich mit meiner Vorstellung bei dieser WM sehr zufrieden. Diese Reise mit meinen 2 Mädels war zwar anstrengend, sehr aufregend aber sicher unvergesslich und ich möchte keine Minute missen! (außer die 90‘ vor dem Start)
Jetzt kommt die Zeit des Beine hoch lagerns.
Nächstes Jahr folgt dann die nächste Herausforderung. Mein eigentliches Metier: Langdistanz …. unter 10 Std – bisl einen Druck braucht der Mensch 🙂