Ironman Austria 2018 Wettkampfbericht Christopher Prutsch

Der Tag, jener Tag, für den ich die letzten 365 Tage alles gegeben habe, wo viele zurückstecken mussten (vor allem mein Schatz -ICH LIEBE DICH-), dieser Tag ist gekommen. Und er wird mir unvergesslich bleiben!

Vor knapp 2 Jahren konnte ich lediglich ein bisserl Laufen (1 Marathon). Radgefahren bin ich das letzte Mal mit 15 und gekrault sowieso noch nie in meinem Leben. Und jetzt, nicht mal 2 Jahre später, sollte ich beim Ironman in Klagenfurt an den Start gehen und das Ding auch noch in einer vernünftigen Zeit nach Hause schaukeln? Schau ma mal! 

Donnerstag Ruhetag
Bei der Registrierung kam das erste Mal die Nervosität auf. Als ich das Orangefarbene Band mit meiner Startnummer (#1181) ums Handgelenk bekam und mit meinem Rucksackerl (Arbeitstasche inklusive Stempelkarteneinsteckfach) aus dem Zelt ging, wurlte es ziemlich im Bauchi! Schnell war klar, dass ich jetzt mittendrin statt nur dabei bin.

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Freitag 7:00 Uhr
Schwimmen im Lendkanal. Schauen wie die Lichtverhältnisse dort um diese Uhrzeit sind. Laut Insidern sollen die ja ziemlich schlecht sein, sobald sich die gelbe Kugel hinter den Hügeln hervorkriecht. Doch nix da. Bewölkt war´s. Aber gut ging´s dahin! 

Samstag 10:00 Uhr
Die Meute wird mehr und mehr und bei der Wettkampfbesprechung sah man eigentlich erst, wie viele Menschen am Sonntag an den Start gehen wollen. Unglaublich was sich da abgespielt hat. Nachdem der Sprecher gesagt hat, dass in Richtung Lendkanal links und rechts Richtungsbojen gesetzt worden sind, klatschten alle. Jeder war froh darüber! 

Noch 40 Minuten Radeln und 20 Minuten Drauflaufen, dann hieß es Check-In. Bike plus Bike-Bag und Run-Bag, ab in die Wechselzone. Sämtliche Wege merken…wo hängt das Bike-Bag, wo das Run-Bag und vor allem wo steht die TT-Maschine? Alles eingeprägt und raus da. Dann das nächste Highlight! Ich bekam den heiligen Timing-Chip! Noch ein paar Stunden bis zum Start…

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Nach dem Abschlussessen mit einigen Crewmitgliedern (Mama, Hase, Bruder, Jil, Marietta, Franzi und Schwiegermum) ab ins Hauptquartier in Görtschach und nochmals in Gedanken die Abläufe durchgehen. 

Sonntag – der Tag meines Triathlonlebens! 

Wecker 3:45 Uhr, 4:00 Frühstück! Die Ruhe vor dem Sturm… Käffchen, Startergetränk mit Riegel, KH-Getränk! Ein Traum! 

5:15 Uhr war ich dann in der Wechselzone. Rad aufpumpen, Gels in die jeweiligen Sackerl geben. Lieber eins mehr statt eins zu wenig. Man merkte bei allen Teilnehmern die Anspannung. Was mich wiederum beruhigte, da ich wusste, dass ich nicht der Einzige bin, dem der Stift bis zum Anschlag steht! 

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Dann raus da und hoffen, alles richtig gemacht zu haben. 

Rein ins Strandbad! Wolfi hatte bereits die LTC Beachflag gehisst und die ganze Crew war vor Ort!

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Ab in den Neo! Nach beruhigenden Worten von Wolfi (Triathlonziehvater) und Renate (Triathlonziehmutter) noch ein Küsschen von meiner Liebsten Michelle und ab in Richtung Startbereich. Einmal noch eine Umarmung mit Manfred! Dem Übeltäter! Derjenige, der mich überhaupt erst zum Triathlon und in diese Situation gebracht hatte.

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Alle waren bereit! Doch war ich es auch?

Ja ich war bereit für den längsten Tag meines Lebens! Und es sollte der geilste werden, den ich je gehabt habe. Ausser natürlich die mit meiner Michelle 😉 

Übermotiviert, obwohl ich wusste, dass das Schwimmen nicht unbedingt meine Stärke ist, in die Timezone von 1:10-1:15h. Die Profis starteten. Also hieß es für die Agegrouper schön langsam warm werden. 

Rein ins Wasser und an die Worte von meinem Coach Renate denken: „Schwimm so wie im Training!“ OK, wird gemacht! Zug um Zug machte ich mich auf den Weg in Richtung erste Boje! Geil war´s, einfach nur geil! So ruhig wie das Schwimmen war! Tausende von Armen neben mir und ich da mitten drin. Nach der ersten Boje in Richtung Maria Loretto kam stärkerer seitlicher Wellengang auf mich zu. Cool bleiben! Saubere Technik und nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Zweite Boje! zurück Richtung Lendkanal. Dort wurde es eng. Trichterförmig ging es zusammen und es staute sich leicht. Doch durchgezogen bis zum Ende beim Seepark. Raus aus dem Wasser! Zeit um die 1:13h. Plan war zwischen 1:15h und 1:20h zu schwimmen. Beim Schwimmausstieg erwarteten mich Wolfi und Sandra! 

Ab in die Wechselzone zum Bike-Bag. Raus aus dem Neo. Helm auf und im Laufschritt zur TT-Maschine. Sektor D-7 bei der Restmülltonne rechts rein. Rein in die Schuhe und ab ging die Post! 

Es ging easy dahin. Ich war überwältigt von den vielen Bikes und es zog mich raus in Richtung Velden. Die Straße haben sie auch noch angeschrieben, die Wahnsinnigen. Erster Anstieg kein Problem. Rauf nach Schiefling wo meine Liebsten standen und mich vorwärts schrieen. Rupertiberg kein Problem! Gute Beine hat er heute der Chris (dachte ich). Es ging alles so schnell! Beeindruckt von der ganzen Atmosphäre, den vielen Radlern rund um einen herum hab ich in der ersten Runde um rund 20 Watt überpaced. Kein Problem dachte ich. Nach 2:40h war die erste Runde vorbei.

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Das Gefühl zur Wende zu kommen, wenn links und rechts hunderte Leute stehen und schreien jubeln oder was auch immer war ein Wahnsinn. Alles verging so schnell, dass ich einige Gesichter meiner Crew gar nicht sah. Raus auf die zweite Runde kurz vor dem Bild standen Wolfi und Renate. Renate schrie mir zu: „Achte auf deine Watt!“. Eh klar, alles im Griff. Nur a bisserl drüber is der Chris wieder mal!

Das sollte sich auf der zweiten Runde rächen. Die Oberschenkerl wurden wärmer und sie brannten immer mehr. Jedes Hügerl tat immer mehr weh. Doch ich wusste, nur mehr einmal vorbei oder drüber und dann nie mehr. In Schiefling wieder Zeltfeststimmung pur!!

Alle schrieen wie die Wahnsinnigen! Geil einfach nur geil!! Gemma Alter!! Drücken drücken drücken! Einmal noch Ruperti und dann ab in die Aero Action und mit richtig Schub zurück zur Wechselzone! 2:50h für die zweite Runde! Ich wusste, dass alles in allem zu schnell war und nach 5:30h war der Radsplit beendet. Elegant runter vom Rad (so wie die Profis halt) ab zu T2! 

Kurz mit Aerohelm am Pepi die Blase entleert (sah wahrscheinlich komisch aus aber egal) und ab zum Run-Bag! 

Raus aus der Wechselzone…gut läufts guuut! Die Crew war wieder zurück aus Schiefling und feuerte an, was das Zeug hergab! Es rollte sehr gut dahin und ich war mit meinem Schnitt und dem Gefühl super zufrieden. Jetzt durchziehen Junge! Erste Marathonhälfte in 1:44h. Genau so war der Plan! Doch dann kam alles anders als geplant!

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Beim zweiten Mal raus in Richtung Krumpendorf gings dann los. Haltung wurde schlechter, Pace ging nach oben! Doch das war mir irgendwie alles egal in dem Moment. Ich wollte einfach durch durch diese Hölle. Renate wartete in Krumpendorf auf mich und trieb mich weiter voran! So wichtig war Renate dort!! Müdigkeit machte sich breit und ich versuchte irgendwie die Lokomotive am laufen zu halten. Doch es gelang nicht ganz. Bei den Labestationen wurde dann anstatt gelaufen nur mehr gegangen. Der Kopf war leer, die Beine auch! Willkommen im Tief deines Lebens, wo du einfach nur mehr versuchst zu funktionieren. 18km lagen noch vor mir und ich kämpfte. Zurück in den Europapark wo mich alle noch mal nach vorne schrieen ging es zum letzten Wendepunkt nach Klagenfurt rein. Da wusste ich, dass das noch mal richtig hart werden würde. Hart? Schrecklich war´s! Wendepunkt und die letzten 5km! Ich bäumte mich nochmals auf und versuchte wieder mehr ins „richtige“ laufen zu kommen. 

Beim Zieleinlauf vorbei wartete wieder die Crew und pushte mich auf den letzten Metern der Reise!  

Und dann hieß es: „Christopher you are an Ironman!“ Zeit: 10:43h (sub 11h war mein Ziel) 

Hammer! Was war das jetzt was ich heute gemacht habe? Bin ich jetzt durch? Ich hatte keine Ahnung! Es war einfach nur mehr eine Art Leere in mir! Ich setzte mich auf die Bank und starrte auf den Boden. Die Medaille baumelte um meinen Hals. 

Dann kam ich aus dem Verpflegungszelt raus und alle warteten auf mich! Michelle fiel mir um den Hals und weinte. Auch bei mir kam das eine oder andere Tränchen raus (ein Ironman weint nicht, er schwitzt aus den Augen ;-)) 

Ich war am Ziel meiner großen Triathlonreise!

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Ich möchte mich bei Allen bedanken, die mich im letzten Jahr unterstützt haben, die mich und meinen Ehrgeiz ausgehalten haben. Der, der auf keiner Familienfeier war, der, der keine Einladungen entgegennahm, der, der auf so vieles verzichtet hat und der, der schlussendlich ins Ziel bei einer Langdistanz gekommen ist. Danke an meine Familie, meine Trainerin Renate, die mich immer unterstützt und aufgebaut und vorangetrieben hat. Du hast aus mir einen besseren Menschen gemacht, der ab heute vieles mit anderen Augen sieht! 1000 Dank an dich Renate! An Wolfi, der immer ein offenes Ohr für meine Bedenken hatte und mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand. An den gesamten LTC, der jedem Mitglied die Chance gibt, sich zu verbessern dazuzugehören und ein Teil einer großen Familie sein darf. An meine Mami, die sich immer und immer wieder das antut und mit einer schon beängstigenden Ruhe immer dabei ist, wenns ernst wird (der Bub wird das schon machen irgendwie). An meinen gesamten Freundeskreis, der mein Ziel ein Ironman zu werden, akzeptiert hat.

Und natürlich an meinen Schatz Michelle! Du bist diejenige, die ich liebe und die mich durch diese Reise begleitet hat und mich immer wieder unterstützt hat weiter zu machen. Und die an den Wochenenden stundenlang zuhause auf mich gewartet hat, wenn mal wieder eine längere Ausfahrt am Programm stand. Du hast mir den Rücken gestärkt und hast dich im Hintergrund gehalten, damit ich mein Ziel erreichen kann. Du bist diejenige mit der ich alt und grau und runzelig werden will! 

Danke fürs Anfeuern -Team Chris- beim härtesten Wettkampf meines Lebens:

Michelle, Mama, Benni, Wolfi, Renate, Kathi, Flo, Robert, Andi, Baiba, Emils, Manu, Marietta, Jil, Schwiegermum, Franzi, Papa, Anita, Eva, Lö, Goffi, Michi, Didi und alle die mich an der Strecke angefeuert haben oder zuhause mitgefiebert haben… 

Mein Freund und Mentor Reinhard schrieb mir laufend während des Wettkampfes – „Chris super geschwommen“ – um 10:36 Uhr oder „Halbzeit geschafft!“ – um 11:13 Uhr. Oder „Berg geschafft, jetzt nur noch 20km – dein Rennen!!“ Konnte leider während des Rennens nicht zurückschreiben (hab mein Handy im Auto vergessen ;-))! 

Großen Dank auch an Rainer! Du hast mich immer wieder vergessen lassen, wie unwichtig andere Meinungen sind und dass nur eine Meinung zählt! Meine! 

Manfred du Wahnsinniger du! Wir haben es geschafft! Du geiler Typ du!!! 

Ihr seid die Besten und ohne Euch wäre ich nicht im Ziel meiner Triathlonträume! 

Doch wer glaubt, das war´s jetzt…neneneeeeee…next stop 23.9.2018 Ironman 70.3 Koper Slowenien! Let´s go! 

Ob das noch alles normal ist? Mir doch Wurscht! 

LG Chris

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