AN ADVENTURE FOR YOUR SOUL
Kaum daheim aus Chattanooga, heißt es für mich Radkoffer gegen Laptoptasche und Sportsachen gegen Business Kleidung tauschen und schon geht es wieder retour in die USA. Nachdem mein letzter Wettkampfbericht auch schon etwas länger zurück liegt, trifft sich das gut die Stunden im Flieger bzw. Flughafen für eine ausführliche Version zu nutzen. Und ich muss euch warnen, ist am Ende tatsächlich länger geworden wie eigentlich erwartet. Also los geht’s…
WAS BISHER GESCHAH – Das letzte Mal habe ich mich in dieser Form zu meinen Wettkämpfen in Neufeld und Tulln im Juni gemeldet. Danach waren 2 Wochen Urlaub im Juli angesagt, die ausschließlich als Training gedient haben. Für meine Verhältnisse konnte ich einen intensiven Trainingsblock in der pannonische Heimat absolvieren, wo als Abschluss der Mostiman auf dem Plan war. Gemeinsam mit einer Reihe von LTC’lern ging‘s an den Start und trotz schwere Beine hat der Trainingswettkampf seine Zweck erfüllt. Ergebnis: solide 2:07:15.
Nach weiteren 2 Wochen, hab ich mich kurz entschlossen für die Halbdistanz in Prag gemeldet. Der Bewerb war in diesem Jahr erstmals von der CHALLENGE Serie organisiert und ich muss vorneweg sagen, ich war total begeistert. Super Organisation zu einem Bruchteil der Kosten von den IM70.3 Bewerben. Noch dazu mitten in einer tollen Stadt, kann ich nur weiterempfehlen. Ich war da sicher nicht das letzte mal. Zum sportlichen gibt es eher weniger Gutes zu berichten. Obwohl ich mich sehr gut erholt von meinem mini Trainingslager gefühlt habe, war es ein rabenschwarzer Tag. SWIM – Nach den ganzen Rollingstarts endlich wieder mal ein Massenstart bei einem größeren Bewerb. Doch schon nach 200m erste Gedanken ans Aufhören mit blutiger Lippe, die ich mir im Startgemetzel geholt habe. Am Ende aber irgendwie trotzdem fertig geschwommen. BIKE – ebenfalls nicht wie erhofft, aber das geht in diesem Jahr einfach am besten, auch an schlechten Tagen RUN – Nach 5k Totalexplosion und Wandertag ins Ziel. Gestecktes Ziel verfehlt, aber gutes Training für den Geist 😉.
In den folgenden Wochen waren der Fokus schon voll auf Chattanooga gerichtet. Obwohl sich schön langsam leichte Motivationsprobleme aufgetan haben, war es mir wichtig die Qualität im Training weiter hoch zu halten. Und am liebsten sind mir da Wettkämpfe, d.h. next stop Olympische Distanz Marchfeld bei den heimlichen Vereinsmeisterschaften. Nach dem Desaster in Prag ist es mit der Leistungskurve auch schon wieder nach oben gegangen und ich konnte zufriedenstellend in 2:04:08 (Gesamt 9 / AK 2) finishen.
Als nächstes war der Sommernachtslauf in Pama auf dem Programm. Die 10k konnte ich in 38:22 finishen, das sind leider ganze 2 min langsamer wie noch vor 8 Monaten beim Adventlauf in Mödling. Da habe ich es dann nochmal schwarz auf weiß gehabt, das mir die Verletzungen vom Frühjahr beim Laufen in diesem Jahr einfach zu viel an Substanz gekostet hat.
Als aller letzter Test vor Chattanooga war der Heimbewerb in Podersdorf auf dem Plan. Dabei hab ich mir am Sonntag die Olympische Distanz ausgesucht. Bekanntlich waren das in diesem Jahr nicht die einfachsten Bedingungen mit starkem Wind und Regen. Der Geh-, Hüpf-, Spring-, Schwimmteil ist dann flotter gegangen, wie erwartet. Speziell mit der Radperformance war ich hoch zu frieden. Das Radeln macht in diesem Jahr einfach echt Spaß.
Und selbst beim Laufen konnte ich endlich wieder mal einen 10er bei einer Olympischen unter 40min laufen. Mit Gesamtrang 5 und 1 AK (2:04:30) war ich mehr als zufrieden und gut gerüstet für Chattanooga.
DIE REISE KANN BEGINNEN – Die Wochen sind am Ende in Windeseile verflogen und plötzlich war es soweit. Es geht los zu meinem bis dato absolut größten sportlichen Highlight – IM70.3 WM in Chattanooga.
Nach dem Sauwetter vom Podersdorf Wochenende war jedoch am Montag nochmal Rad zerlegen und putzen, eine kurze Radausfahrt zum Auslockern inkl. Technik check und Packen auf dem Programm, bevor es am Dienstag via Frankfurt nach Atlanta ging. Im Flugzeug nach Atlanta war unschwer zu erkennen, dass noch einige mehr Passagiere dieselbe Destination haben. Der gemeine Triathlet neigt ja nicht unbedingt zu Understatement was Posing und Kleidung, wie Ganzkörper Kompression Kleidung, Finisher Shirts und diverse anderen M-Dot Utensilien betrifft. Und spätestens in Atlanta am Flughafen war das auf Grund der Radkofferschlange bei der Gepäckausgabe nicht mehr zu übersehen. Schließlich ist es die letzten ca. 200km von Atlanta nach Chattanooga mit dem Auto weiter gegangen.
Chattanooga im US Bundesstaat Tennessee, ist eine für österreichische Verhältnisse größere Stadt, in den USA grad mal ein Dorf mit ca. 167.000 Einwohnern. Mein Quartier war etwas außerhalb, einfach aus dem Grund, da zu dem Zeitpunkt wo ich gebucht hatte, die Hotels in Chattanooga schon voll waren. Die Lage vom Hotel war gar nicht mal so schlecht, in Mitten von riesigen Malls, Walmart und Restaurants. Zumindest war ich immer schön versorgt. Obwohl, gegen Ende der Reise war das ständige hin und herfahren (je nach Verkehr zwischen 10-30min) zwischen Stadt und Hotel auch schon etwas lästig.
Am ersten Tag nach der Ankunft ist es gleich mal in der Früh zum lockeren Laufen gegangen, um die Müdigkeit von der Reise aus den Beinen zu bekommen. Am Nachmittag bin ich erstmals in die Stadt zum Eventgelände, um mich zu registrieren. Das war am sogenannten Ross Landing in Downtown am Ufer des Tennessee Rivers gelegen. Dort angekommen geht es dann los mit der IM Gehirnwäsche. Die Expo ist nochmal größer wie bei den anderen Bewerben, überall das Worldchampionship Branding, die Poser aus dem Flieger und noch viel mehr von der Sorte und ich mitten drin…ich muss gestehen, das hat auch bei mir die Wirkung nicht verfehlt und ich hab das erste Mal einen leichten Anflug von Wettkampfstimmung bekommen.
Bedingt durch den Jetlag hat sich das frühe wach werden, jeden Morgen so gegen 3, von alleine ergeben. Somit war an Tag 2 die deutsche WK Besprechung um 8 Uhr früh eine willkommene Abwechslung. Dabei war die interessanteste Info, wir mögen doch beim Schwimmen nach der ersten Gerade quer zur Strömung, nicht direkt die eigentliche Eckboje, sondern die nächste Richtungsboje ansteuern. Durch die starke Strömung im Tennessee River wird es uns automatisch Richtung Eckboje treiben. Wir sollen aber nicht zu besorgt sein, beim WK werden noch zusätzlich die Schleusen beim Fluss aufwärtsliegenden Kraftwerk geschlossen. Damit sollte es nicht ganz so schlimm sein, wie bei den täglichen Schwimm Trainingsmöglichkeiten. Und tatsächlich, bei offenen Schleusen war es gegen die Strömung für mich hart eine 2:30/100m bei vollem Schub zu halten. Na bravo, immerhin sind 2/3 der Schwimmstrecke quer bzw. gegen die Strömung – aber wir sind ja hier bei einer WM. Zusätzlich wurde noch erwähnt, dass mit Neoverbot gerechnet werden muss- Wassertemp. liegt bei 25°C.
Da an diesem Tag am Nachmittag die Nationen Parade war und ich mir die Fahrerei sparen wollte, habe ich die Zeit genutzt und mir als nächstes den ersten Anstieg auf den Lookout Mountain mit dem Rad angesehen. Der Anstieg ist ca. 5km lang mit einigen Rampen, aber an und für sich gut zu fahren. Oben angekommen hab ich auch gleich noch einen netten Starbucks in mitten der Idylle ausfindig gemacht.
Falls es im Rennen am Sonntag so gar nicht gehen sollte, hatte ich schon mal einen Plan B – Einkehrschwung nach dem Anstieg 😊.
Nichts desto trotz, dachte ich mir beim Besichtigen, einmal oben am Plateau angekommen, ist das ärgste von der Radstrecke geschafft und von da an rollt es dahin. Zumindest hab ich das so aus dem Streckenprofil entnommen. Weiter besichtigt habe ich nicht und 3 Tage später bin ich eines besseren belehrt worden. Zurück von der Radausfahrt hab ich mir noch Abschnitte von der Laufstrecke angeshen. Und das nächste „na bravo“ hat nicht lange auf sich warten lassen. Ich hab gewusst, die Laufstrecke hat 300HM, so ein verrücktes auf und ab hab ich zuvor aber noch nicht gesehen. Spätestens da war es dann klar, das ist eine absolut WM würdige Strecke und es heißt sich eine gute Taktik zurechtlegen. Ansonsten kann das ganz grausam enden.
Anschließend war noch die Parade der Nationen. Leider sind nur ein paar Landsleute gekommen, es war aber trotzdem ein tolles Erlebnis, bei so etwas als Hobette mal dabei sein zu dürfen.
Am 3 Tag hat mich dann der Jetlag voll erwischt. Geplantes Schwimmen gecancelt und den ganzen Tag komatös im Bett verbracht. Einzige Ausnahme war schnell mal für die nötigste Grundversorgung zum Walmart.
Nächsten Tag war schon das Damenrennen auf dem Programm. Erstmalig hat es 2 Rennen gegeben, wobei die Damen am Samstag den Vortritt hatten. Mir ist es übrigens auch wieder deutlich besser gegangen. So hab ich meine Sachen für das Einchecken am Nachmittag gepackt und das Frauen Rennen von Beginn weg angesehen. Und zu meiner Überraschung war doch kein Neoverbot beim Schwimmen für die Age Group Athletinnen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Leistungen der Frauen auf dem anspruchsvollen Kurs schon mal sehr beeindruckend waren. Als Zuschauer hat man schnell gemerkt, dass das hier ein besonderes Rennen ist – überall nur top Material zu sehen und die Leistungsdichte war enorm. Das sollte am darauffolgenden Tag bei den Männern nicht anders sein.
Eindrücke von der Laufstrecke – Daniela Ryf auf einen der unzähligen bergauf Abschnitte auf dem Weg zum Sieg(oben), Hoch zur Walnut Street Bridge (rechts unten) und Emma Pallant fliegt zu Platz 2 (rechts unten)
Im Anschluss an das Damenrennen war noch Rad/Wechselbeutel Einchecken angesagt, bevor es zurück ins Hotel ging, zum finalen Beine hochlegen.
Endlich war es soweit – RACEDAY. Nach einer kurzen Nacht und schnellem Frühstück im Zimmer, habe ich mich gegen 5:30 Richtung Wechselzone aufgemacht. Da hat es dann auch gleich mal die Info gegeben, dass wie schon am Tag zu vor bei den Damen, für die Age Grouper ebenfalls Neo erlaubt war. Zum Startprozess selbst ist noch anzumerken, dass es für die Age Grouper eine Kombination aus Wellenstart und Rolling Start innerhalb der Altersklassenwellen war.
Start der Pro’s war um 7:30, ich war zum Glück gleich in der nächsten Welle um 7:38, d.h. die Wartezeit bis dahin hat sich in Grenzen gehalten. Etwas Aufwärmen und nochmal meine Taktik verinnerlichen, die da war: Beim Schwimmen versuchen gegen die Strömung möglichst nicht in den roten Bereich, am Rad den ersten Anstieg auch bei den steileren Rampen möglichst unter 300W bleiben und bis zur Abfahrt nach ca. 35km das eigene Tempo fahren. Im Flachen anschließend möglichst Kräfte schonen für den anspruchsvollen HM.
Soweit so gut, nachdem ich mich in meiner Welle in etwa bei der 30min Schwimmzeit eingereiht hatte, ging es kurz danach auch schon los. Nach dem Sprung ins Wasser, war ich zunächst mal von den immer noch sehr warmen Wassertemperaturen überrascht. Aus meiner Sicht viel zu warm für Neo. Nichts desto trotz, zunächst waren mal die 300m quer zur Strömung zu absolvieren. Tatsächlich musste man etwas aufpassen, nicht zu weit abgetrieben zu werden. Für mich hat es aber ganz gut geklappt. Im Anschluss kam der schwierige Teil mit den 850m Stromaufwärts, bevor es die restliche Strecke retour zum Ausstieg ging. Dazu ist dann noch die aufgehende Sonne gekommen. Zum Glück konnte man sich einigermaßen an den Brücken orientieren, den die Bojen waren für mich kaum erkennbar. Nach 33:09 war das Schwimmen erledigt und wie geplant war ich nicht voll am Limit. Umso mehr bin ich mit der Zeit zufrieden.
Auf dem Rad waren zunächst einrollen und Rhythmus finden angesagt, bevor es nach ca. 7km auf den Lookout Mountain geht. Den Anstieg bin ich, ohne großartig in den roten Bereich zu kommen, mit 265 Watt im Schnitt rauf gehaxlt. Wie schon eingangs erwähnt, dachte ich, dass es jetzt einfacher wird und besser rollt. Das habe ich massiv unterschätzt, denn tatsächlich war es auf dem Plateau deutlich hügeliger als angenommen. Noch dazu war ich auf dem Abschnitt auch noch ziemlich alleine unterwegs und war froh als endlich die Abfahrt da war. Was die Leistung betrifft konnte ich mich den 230 Watt im Schnitt bis dahin voll nach Plan halten. Ab ca. km 50 hab ich es dann tatsächlich in eine Gruppe geschafft und Kräftesparen angesagt. Auch wenn es mir des Öfteren zu langsam geworden ist, hab ich mich nicht dazu hinreißen lassen, vorne rauszufahren und bin mit der Gruppe in T2 gefahren. Das konservative Radfahren sollte sich anschließend beim Laufen bezahlt machen. Am Ende konnte ich den Radteil mit den 1100 Höhenmeter in 2:34:49 absolvieren.
Anbei noch ein paar Telemetrie Daten:
Leistung durchschnittlich 211 Watt (NP 230 Watt)
Leistung relativ 3,06 Watt/kg (3,33 Watt/kg)
Trittfrequenz durchschnittlich 86
HF durchschnittlich148 S/min (HFmax 166 S/min)
Auf der Laufstrecke ist es gleich mal los gegangen mit dem fröhlichen auf und ab. Auf jeden Fall war das mit Abstand der herausforderndste Halbmarathon, den ich bis dato in einem Triathlon absolviert habe. Aber wie zuvor erwähnt, die Zurückhaltung beim Radfahren hat sich jetzt ausgezahlt. Mir ist ein absolut konstanter Halbmarathon mit 1:36:39 (1. Hälfte in 4:32min/km, 2. Hälfte 4:34min/km) gelungen, den ich teilweise sogar genießen konnte.
Am Ende hab ich das Ziel mit meiner Gesamtzeit von 4:50:55 (83 AK/632 Gesamt) erreicht und bin damit mehr als zufrieden. Mir ist noch nie so eine gute Renneinteilung gelungen. Mit etwas mehr Mut zum Risiko, speziell auf dem Rad, wären im Idealfall sicher noch 5-10min möglich gewesen. Auf der anderen Seite, kann das bei so einem Kurs aber auch schnell nach hinten los gehen und das wollte ich unbedingt vermeiden.
FAZIT – die WM Teilnahme war ein absolut großartiges Erlebnis und macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Das Veranstaltungsmotto „AN ADVENTURE FOR YOUR SOUL“ bringt das schön auf den Punkt. Meine Empfehlung, falls ihr mal die Möglichkeit habt, überlegt nicht lange und nehmt den Slot. Ihr werdet das nicht bereuen. Weiters ist mir noch aufgefallen, dass die Leistungsdichte auch in den Altersklassen enorm ist. Speziell wenn man da vorne mitmischen möchte, ist das schon nochmal eine andere Liga. Und zu guter Letzt war auch der Hurrikan Irma mit Tennessee und der ganzen Veranstaltung gnädig. Am Tag nach dem Wettkampf sind noch leichte Ausläufer eingetroffen und das war schon äußerst unangenehm mit starkem Wind und Dauerregen. Zwischenzeitlich waren die Prognosen sogar noch schlechter.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an alle für das mitfiebern zu Hause am Live stream!!
Zusammenfassend für das Jahr 2017 war sportlich für mich so ziemlich alles dabei. Super Lauf Form bereits im Winter, 2 Monate Laufpause im Frühjahr auf Grund von Verletzung, überraschende Qualifikation und Teilnahme an der IM70.3 WM, in Summe 10 Triathlon Wettkämpfe (3x Halb, 5x Olympisch, 2x Sprint). Für die kommenden Wochen ist jetzt mal Off-Season angesagt.
Was 2018 betrifft, steht auf jeden Fall wieder Langdistanz auf dem Programm, Kärnten ist schon mal fixiert. Alles weitere wird sich bei mir vermutlich wie immer ziemlich spontan ergeben – if nothing is for sure, anything can happen!