Nach über 8 Monaten Training mit über 170 km Schwimmen, rund 4500 km am Rad, ca. 1350 km in den Laufschuhen und stundenlanges Kraft/Stabitraining geht es 3 Tage vor dem Highlight der Saison nach Roth/Bayern.
Datev Challenge Roth der größte Triathlon der Welt: über 3500 Einzelstarter, ca. 660 Staffeln und rund 250.000 Zuschauer; das Rennen ist jedes Jahr binnen Sekunden ausverkauft und ich darf dabei sein (mit Halskratzen und verstopfter Nase).
Sonntag 09.07. 0415 Uhr und nach einigen Aspirin C in den Vortagen geht es gemeinsam mit Renate zu den letzten Vorbereitungen in die Wechselzone. Es ist meine dritte Lange und ich bin extrem nervös. Wahrscheinlich deswegen, weil zum ersten Mal nicht nur das Ziel das Ziel ist, sondern sub 10 Stunden. Zu allem kommt noch ein Interview mit Bayern 3 (ich hoffe die haben das Gestottere wieder raus geschnitten).
Um 0645 Uhr fällt der Startschuss für meine, die 4. Welle (1. Pro Herren, 2. Pro Damen, 3. 200 Herren). Mit Wasserstart beinahe ohne Schlägerei geht es in den längsten Tag des Jahres. Das Gefühl ist gut, die Zeit 1:09:14 eine Katastrophe. Was da schief gelaufen ist, ist mir ein Rätsel.
In der ersten von zwei Runden steht die Frustbewältigung (Schwimmzeit) am Programm. Trotzdem bin ich bedacht, die Watt Zahl im vorgegebenen Bereich zu halten. Aufgrund der vorderen Startwelle befinden sich noch recht wenig Athleten auf der Strecke, was ein sehr faires Rennen zulässt. Dann nach ca. 70 km ….. der Solarer Berg. Eigentlich kein Berg, ja nicht einmal ein Hügerl, ein leichter Anstieg von 300 – 400m mitten in der Kleinstadt Hilpoltstein. Und irgendwo die Straße, die man aber nicht sieht, weil tausende (und das ist keine Übertreibung!!) Menschen drauf stehen; ein Bild wie ich es nur von der Tour de France kenne. Man fährt auf diese Menschenwand zu und auf einmal öffnet sich eine Lücke, gerade breit genug für einen Radfahrer – und dann wirst raufgetrieben unter Musikbeschallung und den Anfeuerungen der Leute, dass dir fast die Ohren platzen. Auf einmal trittst 350 Watt, hast 170 Puls, merkst es aber nicht. Das Wasser rinnt mir aus den Augen, dass ich schon Angst um die Kontaktlinsen habe. Dann bist‘ oben und denkst nur: Oida, was war das? Die müssen mich mit dem Frodeno verwechselt haben!? Von diesem Erlebnis schöpft man Kraft für die restlichen paar Kilometer des Tages und das Beste ist: bei Km 160 erlebst‘ das noch einmal! In der zweiten Runde nimmt der Verkehr auf der Strecke deutlich zu, denn es kommen die letzten Startwellen, zumeist die Staffeln auf die Strecke. Aufgrund der hohen Zahl an Wettkampfrichtern und der hier geltenden Regeln (sofortige Disqualifikation bei Windschattenfahren ist im Ermessen der Schiedsrichter bzw. zusätzlich zur 5‘ Zeitstrafe ist beim Marathon ein zusätzlicher Kilometer zu laufen) bleibt es zumeist sehr fair.
Nach 5:12:20 erreiche ich die 2.WZ in Roth. Mit einem Schockerlebnis, es fehlt kurzfristig ein Socken (die Helferin hat ihn versehentlich in den Rad Helm in das Wechselsackerl gegeben) geht es raus zum Marathon. Meine Hochrechnung sagt, dass ich auf sub 10 eine Zeitreserve von ca. 5‘ habe, wenn ich die geplante Pace von 5:00/km laufe. Es wird knapp, aber machbar. Die ersten 10km laufen sehr gut. Die Ernährung stimmt, die Beine fühlen sich gut an, meine Mädls feuern mich an. Doch ab km 12/13 wird es härter, da es mäßig aber lange bergauf geht. Die neue Laufstrecke hat es in sich! Bei der Wende bei km 15 gibt‘s wieder einen traumhaften Zuschauer Hotspot zum Kraft tanken. Dann geht es dieselbe Strecke bergab wieder zurück. Aber dann, wieder in der Ebene, ohne es irgendwie körperlich zu bemerken, geht nichts mehr. Km 17/18 – die Pace geht zurück auf 05:30 und langsamer. Cola, Red Bull, eigentlich jetzt noch nicht am Speiseplan, nutzt nichts. Die Zeitreserve ist beim Halbmarathon weg. Aus vom Traum! Gehen bei den Verpflegsstationen! Aufmunterungen durch die Zuschauer! Verzweiflung! Noch 21 km bis ins Ziel, noch einmal den sch… Anstieg rauf! Es wird immer wärmer und schwüler! Zum zweiten Mal steht mir das Wasser in den Augen!
Jetzt muss ich mir ein neues Ziel setzen: Kein Blick mehr auf den Garmin – Zieleinlauf erleben und die Atmosphäre genießen! Das gelingt Gott sei Dank und so beende ich den Marathon nach 3:50:21.
Gesamtzeit: 10:16:10
Gesamt: Platz 401
Ak: Platz 45
Die nächsten Tage werden im Zeichen der Regeneration und der Analyse stehen. Und eines hat sich für mich an diesem Tag wieder gezeigt. Du kannst noch so gut trainiert haben, noch so gute Sprints, OD oder HD im Vorfeld gehabt haben – eine Lange ist eine Lange und die schreibt ihre eigenen Regeln!!