Ich steh im Schwimmoutfit mitten unter den Triathleten am Start und unterhalte mich noch mit meiner Kollegin. Plötzlich sind alle weg- ich Depp hab den Startschuss überhört- schnell nachhechten. Dann hab ich mich gleich verschwommen und musste über eine Sandbank klettern um weiterschwimmen zu können. Dann ab aufs Rad- Startnummer nicht gefunden. Klar die war ja noch in dem Rucksack verpackt. Also schnell montieren und los geht’s. Beim rausfahren aus der Wechselzone habe ich dann was am Gepäckträger bemerkt. Na toll ich hab Horst vergessen seine Kameratasche zu geben, also muss ich die jetzt umhängen damit ich sie ja nicht verliere. Ich werde plötzlich langsamer. Ich seh mich um und bemerke, dass sich eine Mitstreiterin an meinem Sattel festhält. Gut dass sie bald aus dem Verkehr gezogen wird, da Jürgen von den TO gerade an mir vorbeifährt. In der letzten Kurve blicke ich dann auf die Uhr-11km. Da stimmt was nicht. Also nochmal raus und noch eine Runde fahren. Den Radplatz dann nicht mehr gefunden und die Startnummern an den Rädern abgezählt. Endlich geht’s zum Laufen. Dreht sich die Uhr ab und ich komm als letzte ins Ziel. Diesen Albtraum hatte ich bereits im Februar. Daher könnt ihr euch vorstellen mit welcher Angst ich an den Start ging.
Und so war’s dann wirklich:
Mit Horsts Hilfe habe ich meine spärliche Ausrüstung in ein (Einkaufs)Körbchen gepackt. Voller Angst werde ich von Mario am Parkplatz abgeholt und ernte die ersten Lacher wegen meines Körbchens. Beim Rad Check in wünscht mir Jürgen noch viel Spaß (ernsthaft?!) und ich suche meinen Platz. Mario meint noch: „Ah schau de Renate ist auch schon da“. Ich in meiner Panik-macht mich die Renate doch noch zusätzlich nervös- meinte ganz laut: „Na die brauch i jetzt aber noch nicht.“ Und da steht sie auch schon neben mir. Sie sieht mir meine Angst an und nimmt mir meine Aussage daher (hoffentlich) nicht übel!!!! Rad wird abgestellt und mein Einkaufskorb ausgepackt. Als ich dann meinen Schuhlöffel in die Laufschuhe lege ernte ich großes Gelächter bei meinen Mitstreitern rund herum. Ha ihr werdet euch noch anschauen wenn ihr nicht in eure Schuh kommt denk ich mir und mach mich auf nach draußen!!!
Noch kurz ein Plauscherl mit den Kollegen und abchecken der Bojen. Phu das ist echt weit. Das ist VERDAMMT weit. Wolfgang hat noch motivierende Worte und letzte Tipps. Dann geht’s auch schon los. Im Wasser war schnell keiner mehr neben mir- was mir klar war. Und noch vor der ersten Boje wechselte ich in Brust. Ich blickte mich um und war verwundert dass da doch noch welche hinter mir kommen. Mir kam ein Gespräch mit Ivett in den Sinn: “Jacky was machst du da?!“ „Schwimmen“ „Das ist nicht schwimmen!!!“ Ich musste schmunzeln und begann wieder zu kraulen. Brust und Kraul wechselnd kämpfte ich mich irgendwie durch. Das einzig schöne am Schwimmen war dass ich Brustschwimmend 2 „Kraulerinnen“ mit Neo überholte. Da kann ma ja auch stolz sein. Endlich vorbei, endlich raus.
Erster Wechsel klappte gut. Hinter die Linie und ab aufs Rad. Irgendwann hab ich dann bemerkt, dass ich den ersten Wechsel nicht abgedrückt hab. Merken fürs nächste Mal! Am Rad fühlte ich mich sehr gut. Ich hab mir ein paar „geholt“ und weiß bis zu welcher Stelle ich Gas geben kann. Dann kommt auch noch der Wind und ich freue mich, weil ich ja immer im extremen Wind trainiert habe! Ich brülle laut „Kannst ruhig noch stärker werden! Macht mir nix“ schon überholt mich einer und ich ernte einen verwirrten Blick. Die Berge machen mir nichts aus und es ist viel zu schnell vorbei.
Ab in die Wechselzone und ich werde von Jürgen empfangen! „Super“ ruft er mir zu, ich laufe gleich in die falsche Richtung und muss mich neu orientieren. Rad abgestellt- wieder auf die Uhr vergessen- DRÜCK! Erst da bemerke ich dass ich garkeinen Herzfrequenz hab. Na toll. Und dank des SCHUHLÖFFELS schnell rein in die Laufschuh. JETZT KOMMT MEINE DISZIPLIN! In meinem Kopf ist das Rennen gelaufen. Das Schlimmste ist überstanden. Ich beginne mit 5:00. Übersehe das Ende der Littering-Zone- umwelt- und pflichtbewusst wie ich bin laufe ich zurück und schmeiß den Becher brav in den Kübel. Dann überhole ich Kathy und frage kurz nach wies ihr geht. Aber ich bin so in Euphorie ich muss schnell weiter. Pace fällt auf 5:06-5:15 egal. Mein Schritt wird schwer und ich höre Renate im Hinterkopf „Du bist kein Elefant“ Also tapse ich lockerer weiter.
Dann kommt der letzte KM! Wolfgang steht vor der letzten Kurve. Ich brülle ihn an: „I bin scho da!!! Wolfgang schau I BIN SCHO DA!!!!“ Ich laufe um die letzte Kurve und seh schon Jürgen. Wie verrückt winke ich. Und da steht er auch schon!!! Mein Sohn! Endlich habe ich die Gelegenheit von der ich lange geträumt habe! Ich nehme ihn an die Hand und wir laufen gemeinsam durchs Ziel! Was für ein Gefühl! Ein Busserl für die Medaillenfrau- wie immer! Elsa treffe ich als erste und sie zeigt mir wo die andern sind. Und da warten sie schon! Renate und Mario. Beide werden gedrückt und geküsst. „Wie wars?“ „Gut!“ Ich versuche die Fassung nicht zu verlieren. Dann sehe ich in Marios Augen. Ja er ist stolz auf mich hat er doch all meine Ängste und Zweifel schon die letzten Monate hautnah mitbekommen. Und schon muss ich losheulen!!! Dann seh ich Horst. Auch ihn drücke und küsse ich tränenüberströmt! Ja ein schönes Gefühl. Noch abschließend die Worte die mir Wolfgang noch geflüstert hat- Beim nächsten Mal wenn du wieder so Angst hast, denkst du an den Zieleinlauf zurück! Denkst an das Gefühl zurück. Dann ist alles halb so schlimm!
Ja beim NÄCHSTEN MAL klingt toll. Und beim nächsten Mal vergesse ich auch nicht auf die Uhr zu drücken!