Der Tag beginnt für mich um 4:40 Uhr mit einem Foto. Wolfgang hat vorgeschlagen, diesen langen Tag („meinen Tag“) über mein FB-Account zu dokumentieren. Welch Freude, wenn dieses Paparazzi-Dings schon im Bett beginnt.
Ich bin gut drauf, freue mich auf alles, was folgen wird. Weiß ja nicht wirklich, was genau da folgen wird. Im Vorfeld – also eigentlich vor einem Jahr – habe ich mir da schon eine Zeit bzw. Zeitspanne ausgerechnet, die eventuell realistisch sein könnte, wenn ich dafür zielgerichtet trainieren könnte. Damals wusste ich aber noch nicht, dass meine Lieblingsdisziplin – das Laufen – oder anders gesagt, die Disziplin, mit der ich normalerweise das Feld von hinten aufrolle – mir zumindest im Training große Probleme bereiten würde. Drei Verletzungen an den Füßen und 27 Wochen Laufpause, da bleiben nur mehr 25 Wochen über, wo ich beginne, steigere, forciere und auf keinen weiteren Rückschlag hoffe. Aber für den Ironman muss ich ja nicht „schnell“ sein, ich muss nur laufen „können“!
Zurück zum Rennen. Es geht zur Wechselzone, alles passt, dann zurück zum Campingplatz, noch ein Kaffee und ab zum Schwimmstart. Wolfgang unterstützt mich, er geht immer so systematisch vor – ich glaub, ohne ihn würde ich auch zum Start zu spät kommen und hätte sicher die Hälfte vergessen. Er spielt wieder den Paparazzi, und ich bin so was von happy, endlich starten zu können.
Schwimmen – total gutes Gefühl, genug Platz, ich genieße es. Grad nur bei den Bojen ist Gedränge – was haben die alle für einen Stress? 2. Wendeboje zurück (gegen die Sonne) und dann bin ich gespannt, ob ich heute etwas erkennen kann. Da kommen ein paar Wölkchen, und ich habe freie Sicht und kann geradewegs zum Lendkanal schwimmen. Jetzt bekomme ich einen Krampf im linken Wadel, ich spreche mit ihm und er vertschüsst sich dann auch wieder. Bald ist es geschafft, ich steige aus dem Wasser, schaue auf die Uhr … 1h20 … puhh … ich bin begeistert. Mein Einheitstempo – egal welche Distanz!
Die Stimmung ist genial – und das ist erst der Anfang! Rauf aufs Rad und los geht’s! Mit etwas Reserve starte ich die 1. Runde. Watt kontrollieren, Trinken, Essen, Watt kontrollieren…. Und die Stimmung genießen! Da sind so viele Bekannte an der Strecke, so oft höre ich meinen Namen. An der Wende in Klagenfurt ist Partystimmung, ich wäre gerne länger dort gefahren (da wäre ein Kreisverkehr toll!). Dann steckt mir Wolfgang eine neue Flasche mit Gel zu, lobt mich und auf geht’s in die 2. Runde. Bald schüttet es – ist bergab nicht so lustig – frisch wird’s auch. Aber egal, ich find’s trotzdem einfach geil! Wenn da nicht mein dicker Bauch wäre, der mich etwas beim Treten hindert. Stehen bleiben? Na sicher nicht!
Zurück in Klagenfurt mit etwas Rückstand, die 2. Runde war etwas langsamer als die 1. Total hab ich 6h13. Schneller Wechsel durch die ewig langen Wege der Wechselzone und ab auf die Laufstrecke. Mei – ist das schön! Mir tut gar nichts weh (ja, ja, der Chef wird schon sagen: „Du host jo net Gas gebn“). Wahnsinn! So viele Leute, wieder überall Bekannte. Alle feuern dich an. Mir bleibt gar nichts anderes über, als mein Lächeln aufzusetzen und nicht mehr abzulegen. Ich kann gar nicht anders! Tempo ist ok (irgendwo zw. 5:10-5:25). Das einzige, was störend ist, ist wieder mal mein dicker Bauch. Es dauert 12km, bis ich endlich ein offenes Klo finde. Nach knapp 2 min. Unterbrechung lege ich einen Sprint aus dem Klo – und weiter geht’s … erleichtert! Ich halte meinen Plan ein, alle 5km ein Gel zu verdrücken. Fällt mir gar nicht schwer. Dazwischen Iso, Wasser oder Cola … und so vergehen die Km im Flug. Lächeln, mit den Fans plaudern und/oder flirten, Blick auf die Uhr wegen Km/Gel-Kontrolle … und genießen. Meine Pace wird in der 2. Hälfte langsamer, aber ich fühle mich trotzdem schnell. Vielleicht weil rundherum so viele gehen? Naja, es ist auch wieder heiß und schwül geworden. Ich akzeptiere mein etwas langsameres Tempo, man weiß ja nie, was noch kommt. Vor allem, weil ich ja nicht wirklich viele lange Läufe hatte in letzter Zeit. Mir geht’s gut, meine Waden und Füße halten, der Bauch ist nicht wieder dick …. den anderen geht’s sichtbar schlechter.
Von der Altstadt zurück drücke ich dann an, laufe wie bei einem 10er, alles kein Problem. Die Leute bewundern jetzt meinen Laufstil noch mehr als vorher (naja, ist auch nicht schwer, wenn ringsherum die meisten langsam laufen, traben oder gehen…). 1x noch durch den Park, Gefühle kommen hoch, gleich ist es so weit! Links abbiegen in Richtung Zielkanal … ich weiß nicht, soll ich weinen? Keine Zeit dafür … schneller Schritt, ich fliege, ich strahle! Fremde sehen mich kommen, wollen abklatschen, rufen mir zu! Dann sehe ich Wolfgang, er jubelt! Ich kann nicht stehen bleiben, ich muss ins Ziel! Da sind so viele vor und neben mir….. ich muss vorbei ….. Wahnsinn …. Ich hab’s gleich ….. ist das geil! Noch schnell vorbei an den anderen …… jetzt ein Konfetti-Feuerwerk …. Noch 3m … auf die Rampe rauf und …… durch …. I’m an Ironman!!!
Und da kniet Fredl (von den Hoadläufern) vor mir und überreicht mir meine Medaille. Ich sag ihm gleich „Das musst du unbedingt auch machen!“
Im Ziel dann wie immer 2 Alkoholfreie und ….. keine Schmerzen! Ich strahle noch immer!
Ich weiß schon, beim nächsten Ironman muss ich mehr Gas geben, muss meine Grenzen ausreizen, dann werde ich auch schneller sein. Aber ich hab doch nur meine Vorgaben erfüllt, denn die waren: „Gelassenheit, Stärke, in den Körper reinhören – und den Tag (meinen Tag) genießen“!
Meine Zeiten:
Swim 1:20:42 (155.)
Bike 6:13:03 (126.)
Run 3:55:53 (45.)
Total: 11:38:38
AK (40-44) 16.
Österr.Meisterschaften: 19.Rang Damen gesamt, in der AK der (undankbare) 4.Platz – da sind auch die Profis in der Wertung dabei