Ein Extremes Erlebnis – Extreme Tour – Extreme Erfahrung
2:45 Uhr der Wecker klingelt – erster Gedanke: 120km liegen heute vor mir und das zu Fuß…
Gut gestärkt, das Auto noch enteisen, ging es auf nach Oggau. Hunderte von Läufern und Gehern tummelten sich bereits auf der Strasse – noch schnell ein Selfie mit meinem Mitwanderer Patrick Bergmann, dann nahmen wir Aufstellung. Pannenweste und Stirnlampe an – noch paar Worte von den Organisatoren. Um 4:30 dann Startschuss und los geht die Reise, von der man noch nicht weiß wo sie enden wird… werden es 120km, 60 km oder gar nur 30km? Wer weiß…
Auf ging es Richtung Rust bei -7 Grad… real feel -12 Grad. Vor uns reflektieren unzählige Pannenwesten – ein Blick zurück zeigt hunderte Lichter von den Stirnlampen, sehr schönes Bild
Erste Ortschaft Rust – ein paar Anrainer sind doch schon auf denn Beinen und wünschen uns gute Reise. Weiter nach Mörbisch Grenzübergang Fertörakos – jetzt beginnen 40 km bis wir wieder Österreichischen Boden betreten. Immer noch voll motiviert dem Sonnenaufgang entgegen… Die Strassen sind sehr glatt – also schön am Rand gehen 🙂
Erste Labestation Balf – heißer Tee, Cookies und andere Süße Leckerein wurden uns angeboten. Blick auf die Uhr ohhh ist schon noch ganz schön weit 🙂
Gestärkt ging es weiter – Schritt für Schritt durchquerten wir Ort für Ort zur nächsten Labe, wo es Tee gab; nach kurzer Rast – immer noch motiviert – ging die Reise weiter, dann plötzlich scharf Links querfeld ein, vereiste Wege machte das gehen zu einem Koordinationstraining. Kühe auf der Weide, ein Pferd das uns begrüßt und sehr viel wunderbare Natur um uns machten es immer wieder abwechselnd und spannend, letzte Labe vor Österreich… endlich Kaffee 🙂
Probesitzen ob die Beine wohl danach noch mitmachen? Weiter geht’s… next Stop: Apetlon. Beim Einser Kanal vorbei eine eeewig lange Gerade endlich in Österreich 2,5 km bis Apetlon… und: YES… 60km geschafft !
Nächste Labe beim Gasthof Weinzettel wo wir mit Würsteln versorgt wurden, noch einen Apfelsaft gespritzt und dann kann es weiter gehen, die Stufen runter… oooh ja wir spürten die Beine… beim Bus vorbei der nach Oggau fährt für die, bei denen die Reise hier bereits zu Ende ist, aber Aufgeben ist hier keine Schande!
So auf nach Illmitz dann weiter nach Podersdorf es dämmert bereits, es wird kühler, eisiger Wind kommt auf, Schmerzen beginnen denn Weg zu begleiten, km für km…
Wortlos gehen wir nebeneinander her… der Kopf weiß er will nach Oggau der Körper ist da ganz anderer Meinung. Weder Patrick noch ich würden das Wort „Aufgeben“ aussprechen, aber der Gedanke war sicher da.
Es wird dunkel und kälter, bei der Illmitzer Hölle eine Labe von Nagelreiter – Weckerl und heißer Tee waren sehr willkommen. Pannenweste an und die nächsten 5km nach Podersdorf; laufend kommen jetzt SMS von einer sehr lieben Freundin Jacqueline Daniel wie „Weiter gehen – einfach weitergehen – eiserner Wille ist das einzige Werkzeug das man nicht kaufen kann“.
Angekommen im Seecafe – mit einem Lächeln empfangen von Maria und Michael Bauer die aus ihrem Seecafe kurzer Hand eine Labestation gemacht haben. Einen Kaffee, Wasser und einem Brownie… mal Zuhause anrufen das alles ok ist und dass ich weiter fighten werde.
Haube auf, Handschuhe an und los geht’s Richtung Neusiedl, der eisige Wind ist ständiger Begleiter – nur noch vereinzelt sieht man Wanderer auf der Strecke; vereinzelt überholten uns Radler die in die letzte Runde unterwegs waren: 360 km absoluter Wahnsinn, die Schmerzen – ja die Schmerzen waren bei jedem Tritt zu spüren. Bei Weiden vorbei Richtung Neusiedl wieder ein SMS: „Ned aufgeben a wenns schwer fällt !! Du schaffst das !!! und hey – beweis Dir, dass du es kannst“ … Ja ich beweis es mir !!!
Nächstes SMS: „ja es ist kalt. Ja es tut weh. ja du bist müde. Und jaaaa du hast es bald geschafft“ – mit diesen Worten bestärkt Schritt für Schritt weiter gegenseitiges zureden und Motivation ist jetzt was uns aufrecht hält. In Neusiedl angekommen, aufwärmen Essen und Trinken… mmhhh mir ist schwindlig – naja Schlafentzug, Kälte wird schon werden, dass das ein Warnsignal war werde ich noch zu spüren bekommen.
So hilft nix weiter geht’s wir sind schon so nah dran – Schmerzen sind schon heftig aber ich will auf die Couch und die verdammte Medaille. Nächste Labe wäre Jois beim Hillinger doch wäre ein Umweg und jetzt zählt jeder Meter also kurzer entschlossen weiter nach Purbach die Entscheidung war nicht richtig wie ich später herausfand 🙁
Auf der Strecke kam ein Service Auto auf uns zu, um zu fragen wie unser Befinden sei; alles klar noch schnell ein Schokoherz und „alles Gute“ für die letzten Kilometer es wurde härter immer wieder überholten wir Wanderer… naja schön gehen… man sah kaum noch einen 🙂
Gut in Purbach angekommen gab es Suppe und Tee, eine dort sitzende Wanderin kämpfte gerade mit dem Kreislauf ich gab ihr ein Energie-Gel was ihr recht gut half. Plötzlich fühlte ich mich selbst nicht mehr gut… mir wurde kalt, Schweiß spritze mir von der Stirn, Schwindel begann, ich bat Patrick „Ruf die Rettung – ich kann nicht mehr“ – dann kann ich mich an nix mehr erinnern… später sah ich eine fremde Person vor mir die mir Fragen stellte wie „hörst mich ? weist wo du bist ?“ So langsam kam ich zu mir ich bekam Traubenzucker, Tee und Gel… Ja ich war wohl stark unterzuckert 🙁
Die Kälte zog mir wohl die letzte Energie aus meinen Körper obwohl ich laufend gegessen hatte und 10 Gels zu mir nahm. Grossen Dank gehört dem lieben Helfer der so schnell reagiert hat und Patrick, der die Ruhe bewahrt hat und mich versorgte ! Na toll es sind „nur“ noch ca. 20 km – jetzt aufgeben ? Nein !! Ich gehe weiter… mit Zucker Strips in der Tasche ging es weiter, ohhh Shit – die Schmerzen sind ja kaum noch auszuhalten- aber egal… weiter geht’s…
Begleitet von der Angst zu kollabieren nahm ich Traubenzucker zu mir ein Service Auto blieb wieder stehen und gab mir einen Energie Drink… Endlich Donnerskirchen erreicht – jetzt sind es noch 10km bis ins Ziel. Der Wind war schon richtig eisig und brannte im Gesicht es Schmerzte immer mehr… nur noch das Ziel im Kopf… wortlos gingen wir weiter die letzten Kilometer… endlich die Ortstafel Oggau 🙂
Dann wurden wir auf denn Radweg von einen Helfer Informiert das es eine Wegänderung gibt quer über die Wiese über eine Schotter Strasse immer der Kirche entgegen – das tat richtig weh – dieser unebene Boden aber dann endlich das Zeil: 3:25 Uhr, 120km unter 23h alles gut 🙂
Eine Medaille, ein Finisher Foto auf der Couch, noch was essen und dann endlich ins Bett. Ja geschafft – aber ich bin ehrlich: einmal dieses Extrem Erlebnis ist für mich persönlich genug 🙂 Ich hab sicher viel über mich gelernt auf dieser Tour aber auch meine Grenzen erkannt und dennoch nicht aufgegeben !
Lg Mario