Die LTC-Paddelsektion war heuer bei der 37.ten Auflage des Vogalonga am Start. Bei herrlichem Wetter und voll motiviert. voga(=rudern)longa(=lang) ist eine gemütliche Ruderrunde über 30 km durch die Lagune von Venedig und den Canal Grande.  Ursprünglich als Protestfahrt für bessere Wasserqualität gegründet lockt dieser Event Jahr für Jahr tausende Ruderer und Paddler in die Lagunenstadt.

Vogalonga
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Startlinie und Aufstellung waren zwar vorgesehen, aber de facto nicht vorhanden. Die große Wasserfläche vor dem Markusplatz war mit Booten aller Art voll und das schon bis zu einem Kilometer nach der Startlinie. Keine Segelboote und keine Motorboote erlaubt, aber ansonsten wirklich alles was sich paddeln oder rudern lässt. Die Strecke führt bis zur Insel Burano, wo bei km 15 der Wendepunkt ist und dann nach einer langen Geraden mit Rückenwind und Strömung nach Murano,  dort durch den Kanal und zurück nach Venedig. Es geht durch einen schmalen Kanal, der mehr oder weniger als Zielkanal gilt, mit Zuschauermassen „Bravi! Bravi!“ rufend und man treibt dabei in dem für die großen Ruderboote zu engen Kanal bis zum Canal Grande. Vogalonga finito war aber erst am Ende des Canal Grande wo Plastiksäckchen mit dem „Diploma di Partizione“ und kleine Medaillen nach allen Booten geworfen wurden.
Ich war als Ruderer, äh, Paddler bei einem stolzen 2er Faltbootbesitzer angeheuert. Das Boot ist fast 60 Jahre alt – ein legendäres „Klepper Vagabund“ – Christoph, der Kapitän, ist 26 Jahre und äußerst pedant was den Umgang mit seinem Museumsstück betrifft. Auch mit mir kennt er da kein Pardon, obwohl ich doch der Vater seiner langjährigen Partnerin, also fast sein Schwiegervater, bin. Wir sind gut vorbereitet und haben 28 km paddeln am Entlastungsgerinne in den Armen. Aber Paddler sind anders und Faltbootfahrer ticken sowieso noch langsamer. Da gehört es schon mal dazu sich zurückzulehnen und ein Picknick zu machen, so mit Brötchen, Wurst und Paradeiser und einer Zigarettenpause um das ganze abzurunden.
Währenddessen leide ich an einer Reizblase und zwar über 4:20, solange haben wir gebraucht, trinke während der ganzen Fahrt nicht mal einen halben Liter und stehe schon nach 7 km neben anderen LeidensgenossenInnen bis über die Knie versunken im Lagunenschlamm um, eh schon wissen…     Für den Faltbootkapitän ist das nicht nachvollziehbar – er schlempert an die vier Liter, hinter mir sitzend, in sich hinein, ohne Probleme. Die Rückfahrt geht zwar relativ schnell, wir surfen schon fast auf den Wellen, aber es ist trotzdem sehr „zach“. Das nicht nur für uns sondern auch für viele andere. Die Trommler auf den Drachenbooten müssen sich einbremsen und die großen Boote kommen zwar von hinten mit lauten „Attenzione“ Rufen um 50 Meter weiter stehenzubleiben und dann sieht man beim Vorbeipaddeln nur heraushängende Köpfe, Arme und Beine bis sie wieder laut schreiend daherkommen.
Das Auschecken aus der Regatta gelingt Christoph stilvoll hinter dem Markusplatz. In einem kleinen Kanal, vor dem noblen Hotel Bauer ***** wird er an einer Gondelanlegestelle im Boot liegend (mit Bierdose und Zigarette), von aufgebrachten Gondoliere attackiert, während ich gerade hektisch die öffentliche Toilette suche – (nachdem ich vorher noch ausgerutscht und in den Kanal gefallen bin). Christophs Mutter möchte sich am liebsten auf die frechen Gondoliere stürzen ist aber durch meinen Ausrutscher gewarnt. Meine Frau sitzt abseits und tut so als gehöre sie nicht dazu während meine beiden Töchter alles fotografieren. Um uns schieben sich tausende Touristen durch die engen Gassen. Nachdem uns die Gondoliere dann deutlich gemacht haben, dass das ihre Anlegestelle ist und mit einem „Vogalonga finito!!“ im Tonfall eines „Schleichts eich“ verstehen wir es endlich, hieven das Boot heraus, vor eine Versace Boutique, zerlegen es (schließlich ist es ja ein Faltboot), zur großen Erleichterung des Boutiquemenschen  und verschwinden mit unseren Teilen zum nächsten Vaporetto. Uns hat es gefallen wobei, Christoph war es viel zu hektisch, er hatte Angst um sein Boot, ich kann nur sagen, dass die Paddlerei etwas für gelassene Gemüter ist, da muss ich mental noch ein bißchen dazulernen.
Leiwand war es aber in jedem Fall – alleine der Anblick der unüberschaubaren Masse an Booten vor dieser prächtigen Kulisse. Wer weiß da, was nächstes Jahr ist!

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