Aussentemperatur -15 Grad, Innentemperatur immerhin +22 Grad. Es war bereits 7:30 Uhr in der Früh und die Anspannung auf so engem Raum ist zu spüren. Jede Minute wird dieses Gefühl der Ohnmacht bei den beiden Insassen stärker. Schweissgebadet sitzen sie da und sind dieser – einer höheren Macht – einfach ausgeliefert. Aus dem Radio tönen unbekannte Stimmen mit einer noch unbekannteren Sprache. Beide versuchen sie aus den nichtssagenden Worten doch Verständliches rauszufiltern, doch diese Bemühungen erweisen sich als wenig zielführend. War Anfangs noch die Hoffnung auf ein baldiges Ende vorhanden, so schwindet dieser letzte positive Gedanke von Meter zu Meter.

Endlos fühlt sich jede Minute an die jetzt vergeht. Das Schlimme ist einfach, dass sie nicht wissen ob es sich nur um ein kurzes Phänomen, oder ein aussichtsloses Unterfangen handelt. Nichts geht…..einfach gar nichts geht teilweise. Die beiden Insassen beginnen ihren Frust einfach hinauszuschreien. Immer die gleichen Sätze, die gleiche Eindringlichkeit, das gleiche Ergebnis. Es war lediglich ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Die Hubschrauber in der Ferne kreisen immer am gleichen Fleck. Bald werden auch diese hinter den Bergen verschwinden und dann haben die beiden die Gewissheit, dass die letzte Hoffnung geschwunden wäre. 8:00 Nie hatten sie gedacht, um diese Zeit an diesem Ort zu sein…..keine Hoffnung mehr.

Auch bei allen die vor und hinter den beiden eingekesselt sind ist wahrscheinlich jede Zuversicht verschwunden. Manche versuchen es auf eigene Faust – eigene Wege….lange Wege..

8:10 Die Hubschrauber haben sich wie erwartet entfernt. Alles läuft planmäßig ab – es ist also kein außergewöhnliches Ereignis, sondern einfach Schicksal. Vollkommene Resignation. Mehrere Monate hat man auf diesen Moment abgezielt, viele Entbehrungen auf sich genommen – und dann, kurz vor der letzten Etappe, geht gar nicht´s. Natürlich trifft die beiden keinerlei Schuld, warum auch….es war Unvorhersehbar, die Informationen waren immer in dieser, ihnen unbekannten, Sprache verfasst, und es gab auch keinerlei Hinweise im Vorfeld..

8:55 Die letzten 2 Stunden waren die Hölle, doch jetzt waren sie dort, wo sie vor 2 Stunden sein wollten und sollten. Jetzt war dieser Ort ihrer Begierde einfach ein seelenloser riesiger Platz. Nur sehr vereinzelt konnte man andere Menschen ausmachen. Nichts zu sehen von einer Horde die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Die Masse war bereits weg….seit 1 Stunde sind so gut wie alle weg.

Um 9:02 sind auch die beiden weg. Weg Richtung Osten, vielen Spuren folgend, unwissend wie lange die Reise dauern wird. Doch nach einer halben Stunde trafen sie aber bereits auf die letzten der Masse. Ein Gefühl der Freude konnte nicht unterdrückt werden. Die Ersten der Letzten – jetzt beginnt der Prozess, der sie 90 km nicht loslassen wird. Die Gruppen werden nacheinander eingeholt, ein ständiges Spurwechseln, ein ständiges am Limit fahren, immer wieder in Sturzgefahr. Dazwischen den Körper nicht vergessen. Nahrung zuführen, Blaubeersaft trinken und nicht bei den Stationen auskühlen.

Nach 6 Stunden und 54 Minuten ist es bei dem Einen soweit. Ein Tor mit unbekannter Aufschrift wird durchfahren, das endgültige Ziel ist erreicht. Auch der Andere kam eine halbe Stunde später. Nicht vollkommen erschöpft aber glücklich und erstaunt gratulieren sie sich. Glücklich es geschafft zu haben, erstaunt dass es doch nie an die Grenzen der Belastbarkeit ging.

Pics: hier


(kurz zum Verständnis: Heinz Enz und Robert Lang kamen wegen eines Verkehrskollapses eine Stunde zu spät zum Start des Vasalaufes, finishten aber nach dem Überholen von ca. 9000-10000 Läufern in Mora)

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